MusikDas macht die perfekte Party-Playlist aus

Zu einer guten Party gehört die richtige Musik – aber wie klingt sie? Worauf Alex achtet, wenn er als DJ auflegt, um für Stimmung zu sorgen und wie es Barnt gelingt, Überraschungsmomente in seine Songs einzubauen, erklären der DJ und der Musikproduzent in dieser Ab21-Folge.

WG-Party, Club oder Hochzeit – je nach Event sind die Anforderungen an den oder die DJ sehr unterschiedlich. Besonders divers sind die Musikgeschmäcker bei Hochzeiten, sagt Alex. Denn hier kommen von den Großeltern über die Eltern, die Geschwister bis hin zu den besten Freund*innen alle zusammen, die dem Brautpaar.

DJs müssen ihr Publikum "lesen"

In Clubs wird in der Regel im Programm angekündigt, ob es sich beispielsweise um eine Hip-Hop-, Techno- oder Elektroparty handelt. Wenn Alex Musik auflegt, beobachtet er die Menschen auf der Tanzfläche, um herauszufinden, welche Songs gut bei ihnen ankommen und welche eher nicht. Crowdreading nennt er das.

Das sei wichtig, weil jeder Club und jede Stadt anders funktioniere. Manchmal sei ein Club schon um 12 Uhr voll, dann könne man nicht mehr die Warm-up-Tracks aus dem eigenen Set spielen. Alex handhabt es daher generell so, dass er kein festgelegtes Set durchspielt. Das funktioniert für ihn nicht, weil man so zum falschen Zeitpunkt zur falschen Stimmung gelangen könne, sagt der DJ.

"Eine Hochzeit ist eigentlich immer sehr undankbar, weil du das breit gemischteste Publikum hast, das du dir vorstellen kannst."
Alex, DJ

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Seit 2008 legt er Musik auf: erst zum Üben nur im eigenen Wohnzimmer, dann auf WG-Partys, später auch in Clubs und auf Hochzeiten. Den einen perfekten Song, um eine Party anzuheizen, gibt es nicht, sagt Alex.

Remixe von alten Songs

Dass Remixe von ABBA-Songs in den verschiedensten Settings gut funktionieren, hat Alex oft erlebt. Er findet es gelegentlich überraschend, welche älteren Songs beispielsweise auch sein 15-jähriger Cousin kennt und gut findet. Durch die Serie "Stranger Things" hat es der 37 Jahre alte Song "Running up that hill" von Kate Bush zum Beispiel auf Platz 1 in den UK-Charts geschafft. Auch Tiktok-Trends verhelfen älteren Songs immer wieder zu neuer Popularität.

"Was in den letzten Jahren wieder einen richtigen Peak gekriegt hat, ist ABBA."
Alex, DJ

In seinem Repertoire hat Alex auch ein paar "Sure Shots", wie er die Songs nennt, die die Stimmung im Raum nach oben bringen. Dazu zählt er Tracks wie den Remix von "Wildberry Lillet" von Nina Chuba feat. Juju.

Unter dem Künstlernamen "Barnt" produziert Daniel Ansorge Musik.

Regelbruch als Überraschung

Wenn Barnt Musik produziert, folgt er keinem Standardrezept. Für ihn ist es meist eine gute Idee, die ihm die Inspiration bietet, um einen neuen Track zu komponieren.

Ein Drop ist dabei seiner Meinung nach eines der wichtigsten stilistischen Mittel für Tracks, die gut funktionieren. Der Drop ist die Stelle im Stück, an der sich die Musik zu einem Höhepunkt steigert, dann kurz pausiert und dann relativ wuchtig in vollem Umfang wieder einsetzt.

Da er meist Musik für Underground-Clubs macht, spielt Barnt gerne mit den Regeln der Komposition und ändert sie ab. Dafür baut er unerwartete Elemente und Überraschungen ein. Das bringt ihm in der Regel mehr Feedback ein, als Songs nach einem Baukastenprinzip zu bauen, zeigt seine Erfahrung.

"Ein guter Drop ist sehr hilfreich auf jeden Fall – fast das Wichtigste heutzutage würde ich sagen."
"Barnt" aka Daniel Ansorge über das Produzieren eines guten Partysongs

Das Wichtigste ist, dass man die Spannung aufbaut, indem man Elemente weglässt, sagt Barnt. Man könne zum Beispiel den kompletten Bassbereich in einem Lied für zehn bis 20 Sekunden weglassen. Dadurch entstehe ein psychologischer Effekt, nimmt Barnt an. Seine Erklärung: Das menschliche Ohr vergesse, dass es einen Bass in diesem Track gebe, und dieser klinge dann überwältigend laut, wenn er wieder einsetze.

Um diesen Effekt zu erzielen, sei die Mischung eines Songs wichtig, aber auch, dass der Aufbau nicht vorhersehbar sei, denn dadurch würde man einen Teil der Überraschung verschenken, sagt Barnt. Ein richtiger guter Drop kommt in einem Moment, in dem man es nicht erwartet. Das ist eine der Regeln, nach der der Produzent Musik macht.

"Wenn es eine gute Idee gibt, dann wird die immer weiter verfeinert und irgendwann praktisch nur noch kopiert."
"Barnt" aka Daniel Ansorge über das Produzieren eines guten Partysongs

Musik speichert Erinnerungen

Es gibt ein Phänomen, dass man sich beim Musikhören, wenn man die Musik schon einmal gehört hat, nicht nur an die Töne erinnert, sondern auch an den Ort, den Tag und den Zustand, sagt Gregor Schwellenbach, Musiker und Dozent am Folkwang-Institut für Popmusik. Musik, die man öfter hört, lädt sich somit über die Zeit mit Erinnerungen auf.

"Wenn man so einen Song den ganzen Sommer über 'pumpt', kann man am Ende das Gefühl dieses Sommers zurückholen mit Musik."
Gregor Schwellenbach, Komponist, Arrangeur und Dozent am Folkwang-Institut für Popmusik

Den Erfolg von Songs wie "Running up that hill" von Kate Bush erklärt Gregor Schwellenbach damit, dass alles immer wiederkomme. Das sehe man beispielsweise an Coversongs, denn erfolgreiche Tracks würden alle 15 Jahre erneut gecovert. Georg Schwellenbach nimmt an, dass die Songs dann wieder aufleben, wenn eine neue Generation herangewachsen ist, die die letzte Version des Songs nicht kenne.

Und nicht nur Songs, auch Sounds kommen wieder, sagt der Komponist und Arrangeur. Anstatt Songs zu covern, sei es viel einfacher, einen alten Sound zu verwenden und damit "sofort alle Herzen zu erreichen".

Relativ wenig Energie werde in der Popmusik darin investiert, komplett Neues zu schaffen, sagt der Dozent für Popmusik. Es gebe sogar die These, dass nur zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren neue Musik produziert worden sei. Alles, was danach entstanden sei, wäre eine leichte Variation von bereits existierenden Sounds und Songs, sagt Gregor Schwellenbach.