MundhygieneSo viele Viren leben auf unserer Zahnbürste

Ein Forschungsteam hat Zahnbürsten auf Viren und Bakterien untersucht. Es gibt eine erschreckende, aber auch eine gute Nachricht für uns.

Zahnbürsten stehen für Sauberkeit. Auf ihnen tummeln sich allerdings jede Menge Bakterien. Das war bereits bei einer früheren Studie herausgekommen, die eine Mikrobiologin geleitet hat. Dafür hatte sie sich von Leuten Abstriche von Zahnbürsten und auch Duschköpfen schicken lassen. Ihre Vermutung war: Beim Klospülen werden Partikel in die Luft gewirbelt, die sich dann zum Beispiel auch auf die Zahnbürste setzen können. Diese Untersuchung hatte den passenden Namen: Operation Pottymouth.

"Die meisten Bakterien auf den Zahnbürsten kamen aus dem Mund der Person, die sie benutzt hat. Und zwar egal, ob die Zahnbürste offen irgendwo am Waschbecken stand oder im Schrank."
Sophie Stiegler, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

600 verschiedene Viren auf Zahnbürsten und Duschköpfen

Insgesamt wurden rund 260 Mikrobenarten nachgewiesen. Für eine neue Studie hat sich das Forschungsteam diese Proben dann noch mal vorgenommen und auf Viren untersucht.

Insgesamt 600 verschiedene Viren wurden auf den Zahnbürsten und Duschköpfen gefunden, sagt unsere Reporterin: "Die allermeisten davon waren Phagen – also Viren, die sich in Bakterien vermehren und die potenziell auch kaputtmachen können. Und es gab auch Viren, die bisher total unbekannt waren." Laut der Studienautorin muss man also nicht so weit weg, um neue Virenarten zu finden. Einen Hotspot für Artenvielfalt gebe es schon bei uns im Badezimmer.

Viren attackieren Bakterien

Vorteil: Die meisten Viren, die gefunden wurden, die haben es auf Mykobakterien abgesehen. "Manche dieser Mykobakterien können uns auch krank machen, also zum Beispiel die Lunge befallen. Und wenn die Phagen die für uns platt machen, ist das ja gar nicht so schlecht", erklärt Sophie Stiegler.

Phagen hilfreich gegen Infektionen

Die Studienleiterin hat die Hoffnung, dass man solche Phagen auch nutzen könnte, um zum Beispiel Wasserleitungen sauber zu kriegen – also freizumachen von ganz bestimmten, krankmachenden Bakterien. "An Phagen gibt es in den letzten Jahren sowieso mehr Interesse, weil man auch beim Menschen Infektionen mit Phagen behandeln kann. Besonders interessant ist das, wenn es um Bakterien geht, die resistent sind gegen Antibiotika", sagt unsere Reporterin.

"Der Großteil der Bakterien, die auf der Zahnbürste oder dem Duschkopf sitzen, sind nicht gefährlich für uns."
Sophie Stiegler, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die auf den Zahnbürsten und Duschköpfen entdeckten Bakterien sind überwiegend nicht gefährlich für uns, weil es unsere eigenen Bakterien sind. Die tragen wir ohnehin mit uns herum, erklärt Sophie Stiegler: "Also bitte nicht anfangen, Desinfektionsmittel oder so auf Zahnbürsten zu sprühen. Damit schießt man am Ende nur ein Eigentor, weil man sich da resistente Bakterien heranzüchtet."

Ab und zu sollten wir die Zahnbürste oder den Kopf aber schon wechseln. Und der Duschkopf sollte immer mal wieder entkalkt werden – etwa mit Essigwasser.