MultitaskingUnser Gehirn möchte eins nach dem anderen machen

Der Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt, dass Multitasking in etwa so ist, wie wenn wir zwei Fernsehsendungen gleichzeitig schauen.

Wenn wir gleichzeitig ein Fußballspiel und einen Spielfilm schauen, dann müssen wir ständig hin- und herschalten. Im Idealfall bekommen wir die Hälfte von beiden Sendungen mit. Beim Umschalten gibt es dann immer einen kurzen Moment, wo es schwarz ist. In unserem Gehirn ist das genauso. Der Neurowissenschaftler Henning Beck sagt: "Wenn ich zwischen zwei Aufgaben hin- und herspringe, bekomme ich sie im besten Fall mit der Hälfte meiner Kraft hin. Aber es gibt immer Phasen, wo es schwarz ist im Gehirn und deswegen machen Menschen extrem viele Fehler, wenn sie zwischen vielen verschiedenen Aufgaben hin- und herspringen."

"Wenn ich viele Sachen gleichzeitig mache, dann springt halt irgendwas raus, vergesse ich irgendwas und plötzlich mache ich mehr Fehler als vorher. Und deswegen ist es wichtig zu sagen: Was ist entscheidend, dann konzentriere ich mich darauf."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Ein Doppeltasking sei noch machbar, erklärt Henning Beck. Zwei Sachen gleichzeitig, das bekommen wir noch einigermaßen gut hin: "Da macht die eine Hirnhälfte das eine und die andere Hirnhälfte das andere." Das gelte aber nur für sehr einfache Aufgaben. Wenn es ums Denken gehe, dann gehe nur eine Sache wirklich gut. Wenn es ums Denken und gleichzeitig Handeln gehe, bekommen wir etwas mehr hin. Zum Beispiel, wenn wir Auto fahren, Kaugummi kauen, Radio hören und gleichzeitig noch mit dem Beifahrer quatschen.

Aufmerksamkeit: Das Gehirn sortiert nach Wichtigkeit

Unser Hirn muss permanent entscheiden: Was ist wichtig, was ist weniger wichtig, um die Hirnressourcen möglichst gut zu verteilen. Und die Hirnregionen, die für die Aufmerksamkeit zuständig sind, haben nur begrenzte Kapazitäten. Die als am wichtigsten empfundene Aufgabe bekommt dann die Aufmerksamkeit, alles andere wird sozusagen "warmgehalten" im Arbeitsgedächtnis. Aber auch das Arbeitsgedächtnis hat nur begrenzte Kapazitäten und ist irgendwann voll.

"Neinsagen ist fast noch wichtiger als Jasagen."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Henning Beck sagt, To-do-Listen seien schon mal nicht schlecht, damit wir eins nach dem anderen abhaken können. Hilfreich könne aber auch eine Not-to-do-Liste sein, auf der wir notieren – und es uns damit sehr klar machen – was wir heute oder in dieser Woche überhaupt nicht erledigen müssen. "Das führt schon dazu, dass man ein bisschen freier nachdenken kann und nicht immer belastet rumläuft und denkt: Da war doch noch was, was ich machen muss. Neinsagen ist fast noch wichtiger als Jasagen," sagt Beck.


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