Erhalt der MooreMoorschnucken als Klimaschützer
Michael Seel hat rund 900 Moorschnucken. Die Schafe sind wichtig für den Erhalt der Moore, die wiederum wichtige CO2-Speicher sind. Doch von seiner Arbeit kann der Schäfer kaum leben.
Michael Seel ist Schäfer in Niedersachsen. Zu seiner Herde gehören etwa 900 Moorschnucken, die in den Mooren am Dümmer See weiden. Das Gebiet liegt zwischen Osnabrück und Bremen.
Die Moorschnucken wurden vor langer Zeit speziell für die Moore und Heideflächen in Niedersachsen gezüchtet, so Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Helena Brinkmann. Denn die Voraussetzungen sind nicht paradiesisch: Die Moore sind nährstoffarm, die Gräser bitter. Die meisten Schafrassen könnten davon nicht leben. Doch die Moorschnucken haben eine besonders gründliche Verdauung und sie sind recht anspruchslos, so die Reporterin.
"Die Moorschnucken sind zäh und anspruchslos. Irgendwie typisch norddeutsch."
Dennoch mussten die Moorschnucken durch harte Zeiten gehen. Früher waren das Fleisch und die Wolle der Tiere wertvoll. Vor allem lieferten sie Dung für die Ackerflächen.
Doch mit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es immer mehr und wirksame Kunstdünger. Die günstigere Baumwolle löste die Schafwolle ab und schnell produziertes Schweinefleisch ersetzte das Schaffleisch, so Helena Brinkmann. "Die Moorschnuckenzucht lohnte sich nicht mehr", sagt die Reporterin. "Als dann noch die Moore trockengelegt und der Torf abgebaut wurde, verschwand auch der Lebensraum."
Moore und Moorschnucken sind wichtig
Doch inzwischen versucht der Mensch, diese Moor- und Heidelandschaft wieder herzustellen. Denn Moore sind riesige CO2-Speicher, erklärt Peter Germer vom Bund (Bund für Umwelt- und Naturschutz). Moore binden ein Drittel der Kohlenstoffvorräte weltweit, bedecken aber nur drei Prozent der Landfläche, so Peter Germer. Deshalb wollen Naturschützer*innen trockengelegte Moorflächen renaturieren.
"Weltweit sind ein Drittel der irdischen Kohlenstoffvorräte in Mooren gebunden. Moore bedecken aber lediglich drei Prozent der Landfläche."
Dabei kommen die Moorschnucken ins Spiel. Denn sie betreiben wichtige Landschaftspflege. Zum einen verbeißen die Tiere Gehölz, das zu wachsen beginnt. Zum anderen fressen die Schafe Biomasse, die sie damit raus aus dem Moor transportieren und so einen Nährstoffaustrag bewirken, erklärt Peter Germer.
Die Moorschnucken sind die perfekten Gärtner
Hinzu kommt, dass Schafe besser als jede Maschine weder den Boden noch die Insektenwelt schädigen. "Ihre zierlichen Hufe verdichten die Erde nur minimal", sagt Helena Brinkmann. "Die Fußabdrücke im feuchten Boden dienen Pflanzen als Blumentöpfchen."
Doch das Problem ist, dass sich die Arbeit mit Moorschnucken finanziell nicht lohnt. Es gibt nur noch rund 2.500 dieser Tiere. "Die Schäferei ist etwas für Liebhaber und Idealisten", sagt Helena Brinkmann. Auch der Schäfer Michael Seel kritisiert, dass zwar der Schutz der Moore in aller Munde sei und damit verbunden die Bedeutung der Moorschnucken, doch bislang fehle eine echte Finanzierung.
"Es ist noch nicht angekommen: Wir Schäfer können nicht umsonst arbeiten. Durch Fleisch können wir uns und unsere Familien nicht ernähren."
Was er von der zuständigen Naturschutzbehörde für die Pflege der Moorlandschaft erhalte, reiche um die Tierarztkosten, das Futter und die Pacht zu bezahlen, so Michael Seel. Am Ende des Monats, so Michael Seel, hat er knapp 600 Euro für sein Leben zur Verfügung – und zwar für eine Arbeit, die wichtig ist. Es geht auch um den Erhalt dieser wichtigen Schafrasse.
"Wenn die Moorschnucken weg sind, sind sie weg. Sie fallen nicht einfach vom Himmel. Das sind hunderte Jahre Zucht, die sind dann weg."
Michael Seel wird sich wohl bald einen anderen Standort nehmen. Ein Privateigentümer großer Moorflächen westlich von Oldenburg, hat ihm ein gutes Angebot gemacht. "Der hat den Wert seiner Moorschnucken erkannt und will ihn besser bezahlen", sagt Reporterin Helena Brinkmann. Die Moorschnucken könnten also bald umziehen.