Moderne GentechnikDen Code des Lebens verändern

Viele Pflanzen halten den Stress der Klimaveränderung nicht mehr aus. Constantin Born erklärt, wie eine neue Natur geschaffen werden könnte, die der Trockenheit trotzt.

Genveränderung heißt das Zauberwort, mit dem sich neue Möglichkeiten bei Pflanzen ergeben. Möglich ja, doch rechtlich noch nicht erlaubt. Dabei geht es darum, den "Code des Lebens" neu zusammen zu puzzeln. Forschende können schon jetzt in das Erbgut der Zelle, in die DNA-Abschnitte, eingreifen und sie neu zusammenbauen.

"Durch Eingriffe und Veränderungen der DNA kann man die Eigenschaften des Organismus entsprechend verändern."
Constantin Born, Rechtswissenschaftler Uni Freiburg

Doch nur eine einzige in der Europäischen Union gentechnisch veränderte Pflanze ist hierzulande auf dem Markt: Mais aus Spanien oder Portugal. In Deutschland hingegen darf seit 2014 keine im Labor hergestellte Pflanze mehr in Umlauf gebracht werden. Dabei versprechen derartige Neuzüchtungen jede Menge Vorteile.

"Die Ziele der grünen Gentechnik sind die Erzeugung von Pflanzen mit bestimmten verbesserten Eigenschaften, zum Beispiel Resistenz gegen Schädlinge oder den Klimawandel oder andere Umweltbelastungen."
Constantin Born, Rechtswissenschaftler Uni Freiburg

Es ist schön und beängstigend zugleich, sich auf diese Weise eine neue Natur zu schaffen, findet Constantin Born.

Noch ist völlig unklar, ob es soweit kommt. Zur Zeit werden Regelungen in der Europäischen Union ausgearbeitet, die diese Möglichkeiten in ethisch-moralische Bahnen leiten soll. Entwürfe dazu liegen auf dem Tisch, der Rechtswissenschaftler analysiert sie intensiv.

EU regelt Gentechnik bei Pflanzen neu

Schon vor deren Verabschiedung sind heftige Kontroversen in der Fachwelt ausgebrochen. Im Moment aber herrscht faktischer Stillstand. Die amtierende ungarische EU-Ratspräsidentschaft will das Thema offenbar nicht anpacken, weil sie strikt gegen Gentechnik ist. Danach jedoch dürfte es wieder spannend werden. Zu verlockend scheint es doch auf längere Sicht zu sein, das Erbgut von Pflanzen manipulieren zu können. Weil diese danach viel widerstandsfähiger sind als diejenigen, die wir täglich vor Augen haben.

So klagt etwa der Bauernverband im Jahr 2024 über hohe Ernteausfälle beim Getreide. Sichere und höhere Erträge für die Landwirtschaft hingegen wären zwei Vorteile, wenn immer mehr biologisch-technische Verfahren in der "Agrogentechnik" (Pflanzenzüchtung für landwirtschaftliche Zwecke) zugelassen würden.

*Der Titel des Vortrags lautet: "Die Neuregulierung der modernen Gentechnik in der europäischen Landwirtschaft: Überblick und kritische Würdigung". Gehalten hat ihn Constantin Born innerhalb der interdisziplinären Graduate Network Lunch Lecture Series am 31. Juli 2024 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Born ist Rechtswissenschaftler und arbeitet im Freiburger Exzellenzcluster Centre for Integrative Biological Signalling Studies (CIBSS).

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