Mobilität"Eine wirkliche Vision fehlt mir bei allen Parteien"
Dreckige Diesel-Autos, gefährliche Radwege, teure Busse und Bahnen – so richtig gut sieht es nicht aus mit dem Verkehr in unseren Städten. Was muss sich ändern in Sachen Mobilität? Wir haben mit dem Studenten und Verkehrs-Experten Martin Randelhoff gesprochen.
Martin ist Herausgeber von "Zukunft Mobilität", bloggt zu Logistik und Verkehr und berät Unternehmen, Kommunen und Parteien. Er studiert in Dortmund Stadt- und Raumplanung.
"Wir haben es in Deutschland noch nicht geschafft, die ganzen Möglichkeiten, die wir haben, flächendeckend einzusetzen."
Martin ist autofrei unterwegs, meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Rad oder zu Fuß. Die Fahrgastinformation bei Bus und Bahn könnte noch viel individueller auf den Fahrgast eingehen, findet der Student – etwa indem sie ihm mitteile, dass er noch zehn Minuten länger schlafen kann, weil der Bus später kommt.
Digitale Vernetzung
Dass die notwendigen Informationen, etwa über Verspätungen, rechtzeitig bei den Menschen ankommen, so wie das etwa bei Flügen schon gut klappt, müsse nicht nur in den Städten, sondern auch in ländlichen Regionen viel besser funktionieren, fordert Martin.
Zentrale Themen der Mobilität sind für Martin:
- Klimaschutz
- Energiesicherheit
- Energieverfügbarkeit
- die soziale Frage, die mit den Mobilitätskosten einhergeht: was kostet der Sprit oder das ÖPNV-Ticket?
"Um unsere Probleme zu lösen, brauchen wir mehr Bus und Bahn, mehr Rad- und Fußverkehr - und weniger Autos."
PKW-Verkehr sei nun mal teuer und habe eine schlechte Umweltbilanz.
Fehlender Gestaltungswille
Einen wirklichen Gestaltungswille oder eine echte Vision in der Verkehrspolitik kann Martin bei keiner Partei erkennen. Es sei zwar viel dabei, um "das heutige System zu verwalten", es fehle aber der Mut zu einer Transformation, zu einer wirklichen Umstellung.
Martin findet, man müsse mehr Gedanken auf die Automatisierung im Güterverkehr verwenden, also zum Beispiel automatisiert fahrende LKW. Außerdem beschäftigt er sich mit der "smart city".
"In der 'smart city' werden überall Sensoren installiert und Algorithmen versuchen dann, bestimmte Abläufe zu optimieren."
Wichtig sei hier das Thema Teilhabe: Haben die Bürger noch die Möglichkeit, darauf einzuwirken oder werden sie zum Spielball multinationaler Konzerne? Je nachdem, wie man diese Fragen beantworte, verändere sich dadurch nicht nur der Verkehr, sondern unser ganzes Leben.