MobilitätDas 9-Euro-Ticket birgt viele Probleme
Für neun Euro im Monat bundesweit den Personennahverkehr nutzen, das soll im Juni, Juli und August möglich sein. Die Umsetzung hakt noch ein bisschen.
Die komplizierten Tarife im öffentlichen Nahverkehr in Deutschland sind legendär. Mit einem 9-Euro-Monatsticket für Bus, Regionalbahnen und Straßenbahnen möchte die Rot-Gelb-Grüne-Koalition wenigsten im Juni, Juli und August 2022 sehr günstige Mobilität ermöglichen und temporär mit der undurchschaubaren Tarifvielfalt aufräumen.
Streit ums Geld
2,5 Milliarden Euro möchte der Bund dafür aufbringen. Dieser Wert ergibt sich aus der Höhe der Ticketeinnahmen für ein Vierteljahr, sagt Dlf-Hauptstadtstudio-Korrespondentin Nadine Lindner. Als Indexwert sei das Jahr 2019 verwendet worden. Der Bund kompensiert also den Einnahmenausfall der Verkehrsverbünde komplett, und zusätzlich können diese die Einnahmen aus dem Verkauf der 9-Euro-Tickets behalten.
"Die Summe von 2,5 Milliarden ist schon geeint zwischen Bund und Ländern. Da gibt es wenig Sorgen, dass das nicht reicht."
Wenige Wochen vor der Einführung (Stand 05.05.2022) wird über die Kosten gestritten und darüber, ob denn diese öffentliche Infrastruktur nicht eigentlich vor so vielen Nutzerinnen und Nutzern geschützt werden müsse.
Die Länder fordern bislang 1,5 Milliarden Euro mehr vom Bund – in Form sogenannter Regionalisierungsmittel. 1,2 Milliarden sind wegen Corona-bedingter Ausfälle bereits zugesagt. (Stand 05.05.2022) Sie begründen ihre Forderungen unter anderem mit gestiegenen Betriebskosten für Diesel, Personal und Energie im Allgemeinen. Nadine weist darauf hin, dass die Münchner Verkehrsbetriebe bereits planen, ihr Angebot 2023 massiv zu kürzen.
Höhere Auslastung erwartet
Außerdem wird vielstimmig Überfüllung befürchtet: zu viele Menschen, zu viele Fahrräder. Fahrradtickets müssen allerdings zusätzlich zu einem 9-Euro-Ticket erworben werden. Auf bestimmten Strecken sei mit einer höheren Auslastung zu rechnen, nimmt Nadine an. Mit einer flächendeckenden Überlastung des Nahverkehrs rechnet sie allerdings nicht.
"Ich glaube es kann ziemlich trubelig werden auf manchen Strecken – zum Beispiel Berlin-Ostsee."
Auch an Abo-Kundinnen und -Kunden wird gedacht – zumindest theoretisch. Menschen, die bereits Monatstickets besitzen oder für ein Abo bezahlen sollen die Differenz zum 9-Euro-Monatsticket erstattet bekommen. Das gilt auch für Studierende. Wie die Details allerdings geregelt werden, das könne von Verkehrsbetrieb zu Verkehrsbetrieb unterschiedlich sein. Nadine empfiehlt, am besten vor dem Kauf eines 9-Euro-Tickets Ende Mai dort nachzufragen.
"Wer Fragen hat: Am besten direkt beim lokalen Verkehrsverbund nachfragen, wie das gestaltet werden soll."