Mobiler Bahn Check-inDie Bahn wird - ein bisschen - digitaler
Der mobile Check-in macht Bahnfahren digitaler. Höchste Zeit, sagt Bahn-Blogger Adrian Kaesberg, bislang hat die Bahn die Digitalisierung verschlafen.
Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Mobiles Ticket kaufen, Sitzplatz reservieren, einsteigen, einchecken - und ohne jegliche Kontrolle einfach durchfahren. Kein "Die Fahrkarten, bitte!", kein "Personalwechsel, können wir noch mal ihr Ticket sehen?" Das Ende der Fahrkartenkontrolle bei der Bahn ist das aber leider nicht, sagt Bahn-Blogger Adrian Kaesberg.
Denn ein paar Grundbedingungen müssen erfüllt sein. Denn am Sitzplatz einchecken können wir wirklich nur mit einem mobilen Bahnticket und einer Sitzplatzreservierung via Bahn-App. Und: Der mobile Check-in funktioniert ausschließlich im ICE.
"Andere Fernverkehrszüge sind einfach nicht mit Mobilfunk-Repeatern ausgestattet, die sind nicht mal mit WLAN ausgestattet, und es ist noch nicht mal geplant, dass sich irgendwas in die Richtung verändern wird."
Es gibt also aktuell kaum Hoffnung, auch im IC mobil einchecken zu können. Aber, sagt Adrian Kaesberg, der Check-in soll sich auf andere Ticket-Typen ausweiten. Denn aktuell beschränkt sich das Angebot auf einen sehr eingeschränkten Personenkreis, sagt Adrian Kaesberg.
"Man muss sehr technikaffin sein, man muss die neueste Version der App heruntergeladen haben, man muss ein neues Smartphone haben, und so weiter."
Das möchte die Bahn gerne ändern und sucht nach Möglichkeiten, wie Reisende auch mit Papiertickets online einchecken können.
Schleppende Digitalisierung bei der Bahn
Kritiker des mobilen Check-ins befürchten, die Bahn wolle so Geld sparen und vielleicht die Schaffner in den Zügen abschaffen. Daran glaubt Adrian Kaesberg aber eher nicht, zumindest nicht kurzfristig. Denn die Schaffner haben neben der Ticketkontrolle noch viele andere Aufgaben. Sie sind zum Beispiel für die Sicherheit an Bord zuständig. Oder um Fragen der Reisenden zu beantworten.
"Es ist eher so, dass die Bahn die Digitalisierung total verschlafen hat. Bestes Beispiel WLAN. Das haben die erst relativ spät gemerkt, als die Fernbusse gekommen sind."
Erst vor wenigen Jahren hat die Bahn ein Digitallabor gegründet, das DiLab. Der mobile Check-in ist ein erster Schritt in Richtung eines zeitgemäßeren Images, so die Einschätzung des Bahnbloggers. Aktuell gibt die Bahn aber noch 50 Prozent ihrer Tickets auf Papier heraus. Und die werden auch nicht so schnell verschwinden, vermutet Adrian Kaesberg.
Mehr bei Deutschlandfunk Nova:
- Fahren ohne Fahrschein: Was Kontrolleure dürfen - und was nicht | Kontrolleure im öffentlichen Nahverkehr dürfen den Personalausweis verlangen und auch abkassieren. Was allerdings nicht erlaubt ist: jemanden dazu zwingen, den Ausweis zu zeigen, Personen abkassieren oder sie mit Gewalt festhalten.
- Öffentlicher Nahverkehr: Unbekannte Leute stressen uns | Der wahre Grund, warum wir so ungern Bus und Bahn fahren, sind die Mitfahrer.
- Umweltschutz: Gratis-ÖPNV allein bringt's nicht | Kostenlose Busse und Bahnen allein bringen die Menschen nicht dazu, auf ihr Auto zu verzichten - das sagt eine neue Studie der TU Dortmund. Es muss mehr Anreize geben.