Mobile Game der ArbeitsagenturSpielen mit Arbeitslosen
Mit dem Mobile Game "Amtliche Helden" will die Bundesagentur für Arbeit neue Mitarbeiter rekrutieren. Als Aufbausimulation ist das App-Spiel zwar ganz unterhaltsam, verzerrt aber die Realität von Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen.
Die Stadt Pusemuckel hat ein Problem: 60 Prozent der Einwohner sind arbeitslos, und die örtliche Agentur für Arbeit ist in einem maroden Zustand. Das ist der Plot des Mobile Games "Amtliche Helden", das die Bundesagentur für Arbeit gerade kostenlos herausgebracht hat.
Die App, die für eine sechsstellige Summe in Zusammenarbeit mit dem Berliner Spielestudio Mad About Pandas entstanden ist, ist ganz hübsch anzusehen und macht als Aufbauspiel auch Spaß, meint Deutschlandfunk-Nova-Gamesexpertin Jana Reinhardt.
"Als Aufbauspiel funktioniert dieses Serious Game und weckt in mir schon auch den Ehrgeiz, die Arbeitslosenzahlen zu senken."
Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Arbeitsagentur-Chefs. Sie müssen Arbeitssuchende vermitteln und daneben zum Beispiel auch die Agenturräume einrichten oder ihre Mitarbeiter qualifizieren, etwa durch Trainings zum Thema Obdachlosigkeit oder Rechtsschreibschwäche. Machen sie es gut, sinken die Arbeitslosenzahlen. Schaffen sie es nicht, steigen sie. Der Zeitdruck dabei ist hoch, die Schwierigkeit zieht schnell an, berichtet Jana.
Recrutainment: Computerspiel statt Jobausschreibung
Die Motivation hinter dem Spiel: Die Bundesagentur sucht selbst dringend Mitarbeiter und präsentiert sich mit dem Game als Arbeitgeber für junge Leute. Recrutainment nennt sich dieses Konzept. Neu ist das nicht, erzählt Jana, aber es könnte funktionieren: So ein Spiel bleibe auf jeden Fall schon mal mehr hängen als die Jobausschreibung zum "Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistung", wie der Job richtig heißt.
"Die App blendet den menschlichen Kontakt eigentlich fast völlig aus."
Als Serious Game mag "Amtliche Helden" funktionieren, aber es bildet weder die Arbeitsrealität der Jobvermittler noch die der Arbeitslosen ab, wie Jana berichtet. Die App ist eher eine Imagekampagne, meint sie, und als solche funktioniere sie gut und sei zeitgemäß. Der Job aber wirke im Spiel eher wie eine Massenabfertigung, der menschliche Kontakt würde fast völlig ausgeblendet, und das sei problematisch.
"Wie der Job wirklich ist, darüber kann und soll die App eher nicht informieren."
Janas Fazit: "Amtliche Helden" zeigt, dass Serious Games auch Spaß machen können und dass noch mehr Potenzial für Jobausschreibungen von Firmen in Form von Spielen besteht.
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