Mixed Martial ArtsKampfsport mit Neonazi-Problem
Der Kampfsport Mixed Martial Arts hat ein Neonazi-Problem. Zwar gab es im Kampfsportbereich schon immer rechtsextreme Sportler, die Szene hat sich inzwischen aber stark professionalisiert.
Robert Claus ist Projektmitarbeiter der Kompetenzgruppe für Fankulturen & Sport bezogene Soziale Arbeit (KOFAS) und hat sich in seinem 2017 erschienen Buch "Hooligans. Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik" auch mit den Mixed Martial Arts - kurz MMA - beschäftigt. Seiner Meinung bietet diese Sportart besonders gute Anknüpfungspunkte für völkische Ideologie, Straßenkampf und politische Gewalt.
Denn bei Mixed Martial Arts lerne man zum Beispiel Gewaltkompetenz, Kampftechniken und Trainingsmethoden, so Robert Claus. Allerdings betrifft das auch andere Kampfsportarten: Viele Neonazis, so Claus, haben als Boxer oder Kickboxer angefangen, weil das dem Straßenkampf gleichkomme.
Wenig Berührungsängste mit der Neonaziszene
Im Prinzip seien die MMA kein rechter Sport, sagt Robert Claus. In der Breite habe der Sport allerdings ein starkes Problem mit Rechtsextremismus. Zahlen dazu lägen allerdings nicht vor. Festzustellen sei, so Claus, dass ein Großteil der Veranstalter zu wenig Berührungsängste mit der Neonaziszene habe. Deshalb tauchten auf bestimmten Veranstaltungen und Turnieren auch immer wieder rechte Hooligans oder Neonazis auf, die dort rechte Symbole zeigten.
„Es gibt verschiedene MMA-Turniere, auf denen immer wieder Neonazis oder rechte Hooligans auftauchen und ihre Symbole gezeigt haben. Wie schwarze Sonnen auf Knien oder Ellenbogen.“
Zudem würden auch extrem rechte Turniere wie etwa der "Kampf der Nibelungen" auch selbst aus der Szene heraus veranstaltet.
MMA: Fehlende Strukturen im Umgang mit Rechts
Diese Events seien für die Organisation der rechten Szene extrem wichtig, denn sie erfüllten eine Vernetzungsfunktion, indem sie Treffen internationaler Neonazikader ermöglichten. Außerdem dienten diese Veranstaltungen der Finanzierung der Rechten durch den Verkauf von Eintrittskarten, Getränken und Merchandising.
In älteren Sportarten, beispielsweise im Fußball, wehren sich Veranstalter und Fans gegen rechte Tendenzen in ihrem Sport. Diese Bemühungen, gegen rechte Tendenzen vorzugehen, seien in den MMA noch sehr jung - aber vorhanden. Eine von ihnen sei die Kampagne "Runter von der Matte".
Ein weiteres Problem des Sports sei, dass er auf dem freien Markt organisiert wird. Anders als das Boxen zum Beispiel, dass ein Vereinssport ist, im Deutschen Olympischen Sportbund organisiert ist und relativ einheitlich strukturiert sei. Drei Verbände und eine Vielzahl von Veranstaltern würden den Sport in der Öffentlichkeit vertreten und eine ebenso große Zahl an Titelgürteln verleihen.
Der Sport würde damit sehr unübersichtlich, weil ihm eben keine einheitliche Sportstruktur zugrunde läge, sondern er dezentral organisiert sei. Wolle man das Problem des Rechtsextremismus wirkungsvoll in den Griff bekommen, müsste man mit allen drei Verbänden über Prävention sprechen und Standards vereinbaren.
Was gegen Rechts hilft
Zwei Lösungsmöglichkeiten nennt Robert Claus im Deutschlandfunk-Nova-Interview: Um den rechten Tendenzen entgegen wirken zu können, bräuchte der Sport...
- ... zum einen sehr klare Regeln, wie sie in anderen Sportarten bereits vorhanden seien: etwa den Ausschluss bestimmter Sponsoren, diskriminierender Musik oder auch von Kämpfern mit einschlägigen Tattoos.
- Zum anderen müsse das Thema 'Gewaltprävention im Kampfsport' eine deutlich wichtigere Rolle spielen. Dabei gehe es um einen kompetenten Umgang mit Gewalt. Menschen etwa, die durch politische oder rassistische Gewalt auffällig geworden seien, müssten ausgeschlossen werden.
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