Microsoft stellt "Video Indexer" vorBeängstigende Analyse
Fluch oder Segen? Das ist bei technologischen Neuerungen der vergangenen Jahre häufig die große Frage. Bei der jüngsten Entwicklung von Microsoft stellt sie sich besonders. Mit dem "Video Indexer" hat der IT-Gigant aus Redmond ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Bewegtbild-Aufnahmen einordnen lassen.
Die Künstliche Intelligenz, die Microsoft gerade auf seiner Entwicklerkonferenz vorgestellt hat, hat ganze Arbeit geleistet, sagt unser Netzautor Andreas Noll.
"Mit Hilfe der Software lassen sich automatisiert Videos indizieren."
Der Video-Indexer ermittelt automatisiert die gesprochenen Wörter und kann dem User auch mitteilen, ob die Botschaft des Videos positiv oder negativ ist. Die KI kann sogar die Handlung des Videos analysieren.
- Vielleicht kann sie euch also schon nach 10 Minuten Tatort sagen, wer der Mörder war
- Sinnvoll eingesetzt wäre diese Technik zum Beispiel bei TV-Sendern, die zeitversetzt Aufzeichnungen ausstrahlen. Die könnten dann den Inhalt der Aufnahme nach bestimmten Kritierien durchsuchen und entsprechende Stellen mit dem in den USA obligatorischen „Peep“ versehen.
- Oder man kann Videos automatisiert einordnen und sie nach Schlüsselwörtern kategorisieren, weil die Software ja nun genau weiß, welche Inhalte die verschiedenen Videos haben
Einsetzbarkeit im Arbeitsalltag
Im Bereich der Überwachungskamera gibt es quasi unendlich viele Möglichkeiten, sagt Andreas.
- sicherstellen, dass an einer bestimmten Stelle im Werk kein Unfall passieren soll - die KI erkennt genau diese Situation und kann davor warnen
- Was Microsoft selbst als Beispiel vorgestellt hat, war ein Arbeitsplatz, bei dem sich Leute Arbeitsgeräte herausgeholt haben - da konnte die Software dann erkennen, ob der benutzte Presslufthammer wieder ordnungsgemäß und sicher verstaut wurde
- Oder in einem Krankenhaus, ob ein Patient Hilfe benötigt oder nicht
Es ist (nicht) kompliziert – dazu guter Algorithmus
Für den User ist die Nutzung einfach: Er kann sein Video auf einen MS-Server hochladen und dort wird das dann von einem leistungsstarken Algorithmus überprüft. Allerdings lassen sich bislang nur Aufzeichungen analysieren.
"Die Fähigkeiten, dass so etwas auch in Live-Streams möglich wird, sind sicher nur eine Frage der Zeit."
Jeder Privatmann kann das übrigens ausprobieren. Es gibt dafür schon eine Webseite von Microsoft.
Anschlag auf die Privatsphäre
Das System kann die Effizienz von Mitarbeitern viel umfassender beurteilen als bisher. Arbeiter können auf Schritt und Tritt überwacht werden.
"Mit diese Technologie ist natürlich ein weiterer Schritt in Richtung Totalüberwachung gemacht."
Das Problem liegt natürlich auf der Hand - deshalb hat sich der Konzern dazu schon Gedanken gemacht: Bei der Präsentation warnte Microsoft explizit davor, solche Systeme für Big-Brother-Anwendungen zu verwenden.
Microsoft ist Mitglied einer Allianz, die sich für den ethischen Umgang mit KI-Systemen einsetzt. Natürlich müssten die Mitarbeiter so einer Überwachung zustimmen - aber klar ist auch: Der Geist ist aus der Flasche. Und was technologisch möglich ist, wird auch gemacht…