Mesut ÖzilDrei Statements wie eine Netflix-Serie
Mesut Özil ist aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten. Er geht mit einem großen Knall in Form von drei Statements, die sehr genau von seinen Beratern vorbereitet worden sind, sagt der Journalist Rafael Buschmann.
Nach einem Rundumschlag hat Mesut Özil seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft beendet. In drei Beiträgen in den sozialen Netzwerken nahm der 29-Jährige am Sonntag erstmals persönlich Stellung zur Erdogan-Affäre.
"Als die ganze Diskussion um das Foto losging, hätte ihm bewusst sein müssen, dass etwas nicht stimmt. Er hätte schnell ein Statement abgeben sollen."
Er habe das Foto unabhängig von der Person Erdoğans gemacht, aus Respekt vor dem Amt des Staatspräsidenten, erklärt Özil. Er rechnet auch mit seinen Kritikern und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ab. Besonders den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel greift Özil scharf an.
"Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, solange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre."
In einer am Montag veröffentlichten Erklärung schrieb der DFB, die Bilder mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan hätten bei vielen Menschen in Deutschland Fragen aufgeworfen. "Dass der DFB im Umgang mit dem Thema dazu auch einen Beitrag geleistet hat, räumen wir selbstkritisch ein."
"Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller Deutlichkeit zurück."
Journalist und Autor Rafael Buschmann sagt, Özil habe die Statements mit seinen Beratern offensichtlich lange und intensiv vorbereitet. Seine Vermutung: Sie sollen von der wahren Frage ablenken, was der Grund für das Foto mit Erdogan war.
"Sie haben Mesut Özil und das Erdogan-Foto aus der Schusslinie bekommen. Heute geht es eher um die Gesinnungsfrage des DFB und Grindel."
Man könne sehen, dass Mesut Özil von Spindoktoren beraten werde, die den Fokus auf andere Probleme richten - um das Erdogan-Foto in den Hintergrund zu rücken. Der Schwerpunkt liege jetzt eher auf dem Rassismusvorwurf, so Buschmann. Diese Debatte sei wichtig. Das Problem sei jedoch, Özil habe lediglich drei Statements rausgehauen, für eine wirkliche Diskussion über das Thema stehe er aber nicht zur Verfügung.
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