Mental HealthMit Mobbing-Erfahrungen umgehen

Mobbing ist ein Problem für viele Menschen, die damit als Kind Erfahrungen gemacht haben. Einige leiden auch als Erwachsene noch darunter. Psychotherapeut und Psychiater Bastian Willenborg erklärt, was man dagegen unternehmen kann.

Viele Menschen haben Mobbing-Erfahrungen gemacht, oft verbunden mit Traumatisierungen. Dabei tritt Mobbing in verschiedenen Situationen auf – etwa in der Schule, aber auch in Familien. Viele der Situationen wären nach Einschätzung Willenborgs vermeidbar, wenn die breitere Öffentlichkeit noch stärker sensibilisiert und Mobbing schneller thematisiert würde.

Mobbingerfahrungen sitzen tief

Auch Jahre nach der Mobbingerfahrung beschäftigen sich einige Menschen noch mit der Situation. Das hängt auch mit der Dauer des Mobbings zusammen, erklärt Willenborg. Erlebt man eine schwierige Ferienfreizeit-Woche, sei das in der Regel verkraftbar, anders als wenn man die gesamte Grundschulzeit gemobbt werde. Gründe gebe es viele. Nicht konforme Kleidung, ungerade Zähne, selbst eine Brille könnten der Grund für Mobbing sein.

"Es sind häufig so Äußerlichkeiten, auf die Kinder anspringen."
Psychotherapeut und Psychiater Bastian Willenborg

Wenn man dann aber nicht ausreichend Unterstützung bekommen habe, dann setze sich die Überzeugung fest, man dürfe schlecht behandelt werden, man selbst sei nicht wichtig.

"So kann sich eine Grundüberzeugung festsetzen: 'Wow, ich mache irgendwas nicht richtig. Es ist in Ordnung, wenn man mich schlecht behandelt.'"
Psychotherapeut und Psychiater Bastian Willenborg

Betroffene Personen hätten oft ein relativ geringes Selbstwertgefühl, so Willenborg. Wenn man dann als erwachsene Person im Rahmen einer Psychotherapie Mobbing-Erfahrungen behandeln möchte, gehe es oft um Gefühle des Ausgeschlossenseins, der Einsamkeit und möglicherweise auch der Angst. Diese Gefühle seien so tief verankert, dass man sie auch heute noch erleben könne. Hier setze dann die Psychotherapie an, so Willenborg.

Was während einer Therapie sinnvoll sein könne, ist, sich selbst einmal vor Augen zu führen, dass das, was früher geschehen ist, falsch gewesen sei. Man hätte das Recht gehabt, beschützt zu werden – mit dem Ziel, nicht die Schuld bei sich zu suchen, sondern sich klar zu machen, man sei nicht ausreichend geschützt worden.

"Gerade, wenn es Sachen sind, die im Kindergarten oder in der Grundschule passiert sind, macht es Sinn, zu sagen: 'Okay, das ist nicht meine Schuld gewesen."
Psychotherapeut und Psychiater Bastian Willenborg

Hinweis:

Bist du von Mobbing betroffen? Unter anderem hier gibt es weitere Informationen und Zugang zu Hilfsangeboten.