Mental Health RisikoZittern und Panikattacken: Psychische Nebenwirkungen bei Meditation möglich
Augen schließen, tief einatmen und langsam wieder ausatmen und dabei die Gedanken wie Wolken an sich vorbeiziehen lassen: So oder so ähnlich kann Entspannung durch eine Meditation erreicht werden. Meditieren kann aber auch das Gegenteil auslösen und ernsthaft gefährdend sein. Was sind die Nebenwirkungen von der Entspannungspraxis und wie können sie verhindert werden?
Meditieren kann gut für uns sein. Auch wir bei Deutschlandfunk Nova berichten immer wieder darüber. Es kann Stress reduzieren, ist gut für die Gesundheit und soll gegen negative Emotionen helfen. Das besagen Studien aus der Hirnforschung und der Psychologie. Eine Dokumentation vom Südwestdeutschen Rundfunk zeigt nun aber auch negative Auswirkungen des Meditierens und spricht mit Menschen, die sie erlebt haben.
Negative Folgen von Meditation
Micky berichtet in der Doku, dass er mit einer App angefangen hat zu meditieren. Durch das Meditieren bekam er Panikattacken, die immer heftiger wurden. Schon bevor er anfing zu meditieren, hatte Micky unter Panikattacken gelitten. Durch das Meditieren wären die Panikattacken aber aus seiner Sicht wesentlich schlimmer geworden. Irgendwann hatte er das Gefühl, dass er seinen Körper gar nicht mehr selbst steuern kann und alles zitterte. Micky musste sich in einer Klinik behandeln lassen.
"Mein ganzer Körper war am Zittern und am Beben."
Neben Panikattacken können durch das Meditieren auch andere Nebenwirkungen wie Psychosen und Dissoziation auftreten. In einem dissoziativen Zustand sind die Wahrnehmung, das Denken, das Handeln und das Fühlen getrennt. Eine Langzeitstudie aus den USA hat herausgefunden, dass etwa die Hälfte aller Meditierenden schon einmal negative Nebenwirkungen erlebt haben. Bei jedem zehnten Studienteilnehmer*in halten diese Nebenwirkungen mindestens einen Monat an.
Gründe für negative Nebenwirkungen beim Meditieren
Beim Meditieren geht es um das Üben von einer gewissen Distanzeinnahme beziehungsweise einer besseren Selbstwahrnehmung und dazu gehören Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen. Alexander Kopp ist Achtsamkeits- und Meditationscoach aus Köln und sagt, dass viele Menschen unvorbereitet zu intensiv damit anfangen zu meditieren. Deswegen rechnen die Meditierenden nicht mit beunruhigenden Gedanken während der Praxis. Wenn diese Gedanken dann hochkommen, sind viele Meditierende erschreckt und bekommen Angst.
"Die meisten Menschen sind eher gewohnt, mit Kompensations- oder Copingstrategien bestimmte Empfindungen oder innere Prozesse gar nicht wahrzunehmen oder zuzulassen."
Wenn diese Gedanken und Gefühle kommen, dann können wir in eine Negativspirale kommen bis hin zu wirklichen psychischen Problemen.
Den Grund dafür, dass viele Menschen nicht mit den plötzlichen neuen Wahrnehmungen klarkommen, sieht der Alexander Kopp ins uns selbst. Wer es gewohnt ist, mit Kompensations- oder Copingstrategien bestimmte Empfindungen oder innere Prozesse gar nicht wahrzunehmen oder zuzulassen, sei schnell von den neuen Emotionen und Gedanken überfordert, weiß der Coach.
Aus diesem Grund ist es wichtig, bei bekannten psychischen Problemen vorher mit Mediziner*in oder Psycholog*in über den Wunsch meditieren zu wollen, zu sprechen. Alexander Kopp sagt auch, dass wir auf nicht mit einem Schweigeretreat oder alleine mit einer App intensiv mit Meditation beginnen sollen. Denn dabei fehle die Begleitung und Einordnung der Gedanken.