krisenchat.deMelanie Eckert und Kai Lanz: "Wir verstehen uns als allererste Krisenintervention"

Ihre Hilfe ist so nah wie die nächste Textnachricht. Psychosoziale Beratung für junge Menschen – überwiegend bis zum Alter von 25 Jahren. Melanie Eckert und Kai Lanz haben krisenchat.de gegründet.

Einfach mit einem geschulten Menschen texten. Anonym und kostenlos. Seit 2020 leistet krisenchat.de psychologische Soforthilfe über Messengerdienste und SMS. Die gemeinnützige GmbH ist eine Anlaufstelle für Menschen, die psychologische Hilfe suchen.

Die Berater*innen sind rund um die Uhr erreichbar und haben einen pädagogischen oder psychologischen Hintergrund. Die meisten arbeiten ehrenamtlich. Ihre Botschaft ist: Du bist nicht alleine. Wir gucken gemeinsam nach Lösungen. In vielen Fällen vermitteln sie Hilfesuchenden passenden Hilfen in der realen Welt. Über 80.000 Beratungen haben sie bislang durchgeführt (Stand 19.02.2023).

"Kinder und Jugendliche telefonieren heute nicht mehr. Die gehen auch nicht mehr zu einer Beratungsstelle an der Ecke. Das ist viel zu hochschwellig."
Melanie Eckert, Mitgründerin von krisenchat.de

Kai Lanz und Melanie Eckert haben den Dienst aus der Überzeugung heraus gegründet, dass Hilfsangebote bei psychosozialen Krisen leicht zugänglich sein müssen – insbesondere für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Krisenchat.de berät Menschen bis zum Alter von 25 Jahren. Mit einer Ausnahme: Das Ukraine-Projekt in ukrainischer Sprache für vom Krieg Betroffene ist für alle Altersgruppen geöffnet.

Popularität als Problem

Das Angebot schließt hierzulande eine Lücke. Chat als Kommunikationsform in der Beratung habe es vorher im deutschsprachigen Raum nicht wirklich gegeben, erklärt Melanie Eckert. Das Interesse ist so groß, dass sie sich mit Werbemaßnahmen zurückhalten und die Bekanntheit des Portals auf Social Media stellenweise aktiv eingrenzen.

"Die Leute rennen uns die Bude ein. Wir haben wirklich deutlich mehr Nachfrage als wir Beratungskapazitäten haben."
Kai Lanz, Mitgründer von krisenchat.de

Unter den Hilfesuchenden sind viele Teenager. Überdurchschnittlich viele weibliche und diverse Menschen nehmen das Angebot wahr.

Chatangebot in Krisenzeiten

Die zunehmende Heftigkeit globaler Krisen und ihre zunehmende mediale Präsenz stehen für Melanie Eckert in einem Zusammenhang mit Sorgen und Zukunftsängsten. Depressive Symptomatiken, Suizidgedanken, Suizidabsichten und selbstverletzendes Verhalten machen ungefähr 20 Prozent der Chats aus.

"Wie geht das weiter mit uns, mit unseren Planeten? Das sind schon auch Themen, die uns im Chat begegnen."
Melanie Eckert, Mitgründerin von krisenchat.de

Melanie Eckert und Kai Lanz erklären im Gespräch mit Sebastian Sonntag auch, wie sich die Arbeit für krisenchat.de wissenschaftlich nutzen lässt und beschreiben die Bemühungen um finanzielle Förderung. Sie sprechen außerdem darüber, welches Feedback von den Hilfesuchenden zurückkommt.

Das Team von krisenchat.de