Meine StimmeAlexander Michel wählt niemanden
Alexander Michel ist 32 Jahre alt, lebt in Dresden und ist Geschäftsführer einer Handelsgesellschaft. Am 24. September wird er nicht wählen gehen, weil er nichts für das Mehrheitsprinzip übrig hat.
Alexander ist kein Typ, der mit einem Anarchie-T-Shirt durch die Gegend zieht, oder der zu faul ist, am Wahltag seinen Hintern ins Wahl-Lokal zu bewegen. Der 32-jährige Dresdner ist aus Überzeugung Nichtwähler.
Alexander lehnt die repräsentative Demokratie ab. Also das System, in der die Bürgerinnen und Bürger politische Entscheidungen nicht direkt selbst treffen, sondern Politiker wählen, die dann stellvertretend für die Wähler die Entscheidungen im Parlament treffen. Er findet, jeder sollte selbst direkt mitentscheiden.
Es sollte Leute aus der Gesellschaft geben, die eine Gemeinde mitgestalten, findet er. Jeder der einen Rat hat, soll ihn mitteilen können. Für Deutschlandfunk Nova-Reporterin Hanna Ender klingt das eher nach einer Utopie als nach einem funktionierenden politischen System. Aber Alexander glaubt daran.
Gegen das System
Er war nur ein Mal wählen, 2004, mit 18 zur Europawahl. Dann fing er an, sich für libertäre politische Philosophie zu interessieren. Deren Vertreter favorisieren eine freie Gesellschaft, in der es keinen Staat mit gesetzlichem Gewaltmonopol mehr gibt. Das Mehrheitsprinzip in einer Demokratie lehnt Alexander auch ab.
"Demokratie ist hochgradig unmoralisch, weil sich dann versucht, eine Mehrheit über eine Minderheit zu stellen und die Minderheit zu beherrschen."
In seiner Heimatstadt Dresden werden laut einer Umfrage von Infratest Dimap ein Viertel aller Wähler für AfD abstimmen. Dass Alexander als Nichtwähler diese Partei stärkt, ist ihm egal. Für ihn sind alle Parteien gleich kompliziert. Links, Rechts, Mitte - er sieht einfach keinen Unterschied. Was auch daran liegt, dass er das ganze System ablehnt.
Er geht am 24. September lieber ein Bier in der Sonne trinken. Ob das etwas verändern wird?