Mehr bekommenTrinkgeld lohnt sich!
Wer in einen Laden geht und vorher (!) lobt oder Trinkgeld gibt, der bekommt größere Portionen, sagt eine Studie. Toll, oder? Unser Reporter Martin Krinner hat es direkt ausprobiert.
Freundlichkeit lohnt sich! Nicht nur unter Freunden oder in der Familie, sondern auch beim Essen gehen - zu dem Schluss kommen zwei Wissenschaftler aus Österreich, die sich mit dem Verhältnis von Lob, Trinkgeld und der Portionsgröße beschäftigt haben.
Für ihre Untersuchung haben sie insgesamt 100 Tüten Eis und 800 Döner-Wraps gekauft und vermessen. Und zwar auf drei unterschiedliche Arten:
- Die Versuchsperson geht zum Verkäufer, bestellt und bezahlt direkt und bekommt das Produkt.
- Die Versuchsperson gibt vorab Trinkgeld - legt den Betrag also schon bei der Bestellung auf den Tresen und sagt: "Passt so" oder "Der Rest ist für Sie".
- Die Versuchsperson macht dem Verkäufer ein Kompliment zu seinem Produkt, Lobt das Essen. Zum Beispiel: "Ihr Kebap ist der beste der ganzen Stadt!"
Die Testkäufer durften danach weder lecken noch reinbeißen, sondern mussten die Portionen aus dem Laden tragen und sofort wiegen. Und siehe da: Mit Trinkgeld bekommen wir 17 Prozent mehr!
Loben wirkt nachhaltig
Trinkgeld geben hilft also. Zumindest am Anfang. Man muss nämlich dazusagen: Der Effekt lässt mit der Zeit nach. Wenn ich täglich in eine Eisdiele gehe und immer für das gleiche Eis das gleiche Trinkgeld hinlege, dann wird mein Gewinn immer kleiner. Der Verkäufer gewöhnt sich also offensichtlich daran, dass er mehr bekommt.
Und jetzt kommt der Clou: Beim Lob ist es umgekehrt. Zwar bekomme ich da im Schnitt nicht ganz so viel mehr. Dafür scheint so ein Kompliment nachhaltig zu wirken: "Wir haben fünfmal hintereinander die gleiche Verkäuferin besucht, an fünf Tagen", sagt Michael Kirchler. Und am Ende gab es nach dem Kompliment rund sieben Prozent mehr - ganz, ohne mehr Geld auf den Tisch zu legen.
"Die wichtigste Erkenntnis der Studie ist, dass man besser behandelt wird, wenn man selbst freundlich ist."
Klappt das auch im Selbstversuch? Unser Reporter spielt mit offenen Karten, und stößt bei Eisverkäuferin Rebecca auf offene Ohren: "Ich glaube schon, dass einen das Trinkgeld unterbewusst beeinflusst. Aber man will es eigentlich nicht machen. Jeder soll ja gleich behandelt werden."