MedizinstudiumTeddyklinik: Den Umgang mit kleinen Patienten üben
Kinder sind ganz besondere Patienten mit ganz besonderen Bedürfnissen. Damit Medizinstudierende möglichst früh den Umgang mit Kindern im Praxisalltag üben können, haben manche Krankenhäuser eine "Teddyklinik" eingerichtet, in der Kinder ihre Kuscheltiere behandeln lassen können.
In die Teddyklinik im Untergeschoss des Tübinger Rathauses haben Kinder ihre Stofftiere mitgebracht - Teddybären, Enten, Tiger und anderen. Auf Anweisung der Kinder werden diese von Medizinstudierenden jetzt untersucht. Die Kinder müssen ihnen sagen, wo es den Kuscheltieren weh tut.
Während der Untersuchung erklären die Studierenden den Kindern, was sie da machen. Was ein Stethoskop ist zum Beispiel oder mit welchem Instrument sie sich die Ohren von innen genauer anschauen.
Ziel der Teddyklinik ist es, kleinen Kindern die Angst vor Ärtzinnen und Ärzten zu nehmen. Aber auch den Studierenden hilft das Projekt. Denn so verlieren sie die Scheu vor dem Umgang mit Kindern. Die Kinder, die ihre Stofftiere zur Behandlung bringen, sind genauso unterschiedlich wie ihre kuscheligen Lieblinge. Und auf jedes dieser Kinder müssen sich die Studierenden wieder neu einstellen. Manche sind schüchtern und zurückhaltend, manche sind voll dabei und wollen alles sehen und selbst ausprobieren.
"Wir erklären, was bei einer ganz normalen Untersuchung passieren kann. Und dann haben die Kinder etwas weniger Angst vorm Arzt."
Für die angehenden Medizinerinnen und Mediziner ist das eine wichtige Praxiserfahrung. Lena Riehe, Medizinstudentin im ersten Semester, sagt: Es ist eine besondere Herausforderung, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn man ein Kind leiden sieht. Die Medizinstudierenden begrüßen die Praxiserfahrung in der Teddyklinik. Viele hätten im Studium sogar gerne viel häufiger schon Kontakt mit kleinen und großen Patienten.
"Ehrlich gesagt bereitet uns das Studium wenig vor. Wir sind jetzt zwar schon viel weiter wie vor 10, 20 Jahren, aber die Übung kriegt man halt erst im Alltag. Da könnte man tatsächlich viel im Studium verbessern."
Lisa Kim Löffler, die in Tübingen Medizin im siebten Semester studiert, macht sich Gedanken darüber, wie es für sie wäre, tatsächlich mal ein Kind operieren zu müssen. Bei älteren Menschen, sagt sie, sehe man häufig, dass eine Operation unvermeidbar wäre bei einem bestimmten Alter.
Aber bei Kindern sei das was anderes. Da müsse man für sich herausfinden, ob man das trennen können. Ihre Horrorvorstellung: Später mal ein Kind behandeln müssen, das unheilbar krank ist und sterben muss. Allein die Vorstellung, eine solche Diagnose einmal mit den Eltern besprechen zu müssen, bereitet ihr Unbehagen. Eine Situation, die Übung erfordert, findet sie.
"Das stelle ich mir unheimlich schwer vor, weil man sich schon in deren Lage hineinversetzen kann und weiß, dass es erst mal als ausweglose Situation erscheint. Das ist etwas, was man sehr viel üben muss."
Um so endgültige Fälle geht es aber in der Teddyklinik erst mal nicht. Das wäre auch der zweite Schritt vor dem ersten. Denn hier sollen die Studierenden in den weißen Mediziner-Kittel erstmal grundsätzlich einen Eindruck davon bekommen, wie sie am besten mit Kindern als Patienten umgehen können. Und da machen sich die Studierenden mitunter auch schon mal ganz schön zum Affen. Auch das hilft, um die erste Anspannung loszuwerden - den Kindern und den Studierenden.