MedizinWarum wir mehr Hausärzte brauchen
Krank und keinen Termin beim Hausarzt? Das könnte bald häufiger passieren. Es werden Ärzte fehlen – besonders auf dem Land. Malik Böttcher ist Hausarzt. Er liebt seinen Job, sieht aber auch die Probleme.
Alle Hausarztpraxen in Berlin sind überbucht, sagt Malik Böttcher. Seine Hausarztpraxis liegt im Stadtteil Schöneberg, im Süden der Stadt. Hausarztmedizin ist für ihn der schönste vorstellbare Beruf. Das liegt für ihn am Kontakt zu Patientinnen und Patienten und ihrer medizinischen Begleitung über Jahre hinweg.
Zu viele unnötige Arztbesuche
Ärztinnen und Ärzte sind grundsätzlich sehr gut bezahlt, stellt Malik Böttcher fest. Innerhalb der Gruppe der studierten Mediziner liegen Hausärzte allerdings am Ende der Skala. Problematisch findet er diese ungleiche Verteilung der Gelder im Gesundheitswesen unter den verschiedenen Facharztgruppen. Bei manchen Hausärzten sei es sehr eng geworden. "Deswegen kamen diese Demonstrationen zustande", erklärt er ihre Proteste – zuletzt im Dezember 2023.
"Wir alle haben das Gefühl, die Mediziner haben keine richtige Zeit, sind gehetzt. Und es bleiben jedes Mal beim Kontakt Fragen offen."
Klar gibt es unnötige Termine. Einerseits wegen des Rituals der Krankschreibung. Die Hauptproblematik ist aber andererseits, findet Malik Böttcher, die viel zu starke Inanspruchnahme der Hausarztmedizin durch die Bevölkerung.
Ärztemangel wird kommen
Der Status quo bei der medizinischen Versorgung in Deutschland sei besser als sein Ruf, findet die Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori. Momentan arbeiten mehr Ärzte und Ärztinnen pro Einwohner in Deutschland als in den vergangenen Jahrzehnten, sagt sie. In Zukunft aber werden voraussichtlich viele Hausarztstellen unbesetzt bleiben und auf dem Land droht eine Unterversorgung. Das hat die Robert-Bosch-Stiftung 2021 ermittelt.
"2035 werden 11.000, Hausarztstellen unbesetzt sein. Die Robert-Bosch-Stiftung sagt, dass dann fast 40 Prozent der Landkreise unterversorgt sein werden."
Christina Sartori nennt weitere Gründe für einen potentiellen Hausärztemangel in der Zukunft:
- mehr ältere Menschen
- mehr Medizinerinnen und Mediziner mit Teilzeitwunsch
Durch die geplante Reform des Gesundheitsministeriums – hier der Kabinettsentwurf – sollten Obergrenzen wegfallen und grundsätzlich jede ärztliche Leistung bezahlt werden. Zusätzliche Angebote, längere Öffnungszeiten und besonders Angebote wie beispielsweise Hausbesuche, sollen zusätzlich vergütet werden. Auch für die Versorgung chronisch Kranker soll es eine jährliche Pauschale geben.
Die Reform bei der Hausarzthonorierung kann Malik Böttcher noch nicht richtig greifen. Außer dass es eine Struktur- und eine Vorhaltepauschale geben soll, sei wenig Handfestes veröffentlicht worden. Ihm ist wichtig, dass der tatsächliche Arbeitsaufwand von Ärztinnen und Ärzten auch bei solchen Patientinnen und Patienten vergütet wird, die regelmäßig in die Hausarztpraxis gehen müssen.
"Wir müssen schon die Betreuung und intensive Versorgung von Patienten pro Kontakt bezahlen und nicht so eine Pauschalen machen."