Medikamente und MissbrauchHigh im Job mit Arznei
Manche Medikamente wirken auch gut als Aufputschmittel – rund zwei Prozent der Arbeitenden nehmen sie deswegen. Das ist riskant für die Gesundheit – besonders, wenn die Mittel vom Schwarzmarkt stammen.
Knapp 2 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland versuchen, mit Medikamenten ihre Leistung im Job zu steigern. Das sind etwa gleichviele wie 2014. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie einer Krankenkasse.
Die Nutzungshäufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu und erreicht bei den 60- bis 65-Jährigen Arbeitenden den Höhepunkt. 4,4 Prozent geben an, innerhalb der vergangenen zwölf Monate vor der Befragung mindestens einmal gedopt zu haben.
Wach und konzentriert
Modafinil zum Beispiel bekommt man in der Apotheke – eigentlich nur auf Rezept. Das sind Tabletten, die Leute verschrieben bekommen, die an Narkolepsie leiden. Sie sind wegen einer neurologischen Störung tagsüber dauermüde und schlafen ständig ein.
Modafinil hilft beim Wachbleiben. Manche Geschäftsreisende, die oft beruflich mit dem Auto unterwegs sind, halten sich ebenfalls mit Modafinil wach.
Auch das Medikament Ritalin gilt als konzentrations- und leistungssteigernd – manche Studierende wenden es an. Diese Gruppe wurde allerdings in der Krankenkassenstudie nicht berücksichtigt.
Tablettenvorräte aus Hausapotheken
Rainer Lange von der DAK hält es für unwahrscheinlich, dass Apotheker ihre Zulassung riskieren und diese Medikamente unter dem Ladentisch verkaufen. Er vermutet, dass der Schwarzhandel außerhalb der Apotheken stattfindet und sich Nutzer auch mit Medizinresten aus Hausapotheken versorgen.
"Es gibt in der Tat, einen großen Schwarzmarkt für Medikamente. Zum Beispiel Ritalin, da gibt es problemlos Möglichkeiten, das an der ärztlichen Verordnung vorbei zu kaufen."
Qualitätsmängel auf dem Schwarzmarkt
Der Straßenpreis für eine 30-mg-Pille Ritalin soll momentan zwischen 1 und 10 Euro liegen. Zu den üblichen Nebenwirkungen – wie Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Herzrasen – kommt dann die Unsicherheit über die Sauberkeit des Medikaments.
Der Neurobiologe Gerald Hüther sagt, dass Ritalin auf Dauer innere Impulse, den inneren Schweinehund unterdrücke. Das Problem: Damit verschwinden auch andere Gefühle, Begeisterung zum Beispiel.
"Wenn ich diese kognitiven Enhancer nehme, fehlt mir auch die Begeisterung. Dort sehe ich die Riesengefahr, dass wir eine Welt werden, in der es keine Begeisterung mehr gibt, weil alle nur noch funktionieren wollen."