MedienSerien verändern unseren Blick aufs Kino
Zu Hause auf der Couch oder unterwegs - mit Smartphones und Tablets können wir bequem Serien schauen, wann, wo und wie lange wir wollen. Dadurch fällt es uns schwerer, uns auf Kinofilme einzulassen, die ihre Stoffe viel dichter erzählen.
Wer anspruchsvolle Unterhaltung möchte, geht inzwischen eher auf eine Streaming-Plattform, als Fernsehen zu schauen. Aber auch die Kinos leiden darunter, das Zuschauer ausbleiben. Beispielsweise wurden in den USA, dem wichtigsten Kinomarkt weltweit, im vorletzten Jahr weniger Tickets verkauft als je zuvor. Das gilt besonders für die 20- bis 40-Jährigen. Die ziehen es inzwischen vor, sich gemütlich zuhause, aber auch unterwegs Fernsehserien anzusehen.
"Gerade die Jüngeren schauen eher dezentral. Die schauen dann auch mal im Zug auf dem Smartphone und häufig auf dem Tablet. Das Einlassen, auf ein in sich abgeschlossenes Narrativ, auf einen zweistündigen Film, wird dadurch schwieriger."
Auf diese Entwicklung hat der Kinomarkt inzwischen reagiert und setzt verstärkt auf Bekanntes, zum Beispiel auf Fortsetzungsfilme. Der Zuschauer kennt die Charaktere bereits und sieht zu, wie diese neue Abenteuer erleben.
Ähnlich wie bei Fernsehserien gibt es im Kino auch Filme, in denen neue Welten entworfen werden, dazu zählen die Filme mit den Marvel-Superhelden. Hier werden beispielsweise die Geschichten einzelner Figuren erzählt, zum Beispiel von Spiderman. Oder verschiedene Figuren erleben gemeinsame Abenteuer, so wie bei den Avengers. Und das nicht nur in Kinofilmen, sondern auch als einzelne Serien. Damit zerfließt die Grenze zwischen dem Film- und dem Serienformat. Das zeigt sich umgekehrt auch, wenn wir einen genaueren Blick auf die Serienlandschaft werfen.
"Vielleicht wird sich der Film auch vom klassischen Kino entfernen, auf Streaming-Plattformen gehen. Der Film wird weiter bestehen, aber wo und wie und warum man Filme schaut, wird sich verändern."
Vor allem Mini-Serien zählten zu den beliebtesten Serien im letzten Jahr. Also Serien, die nach einigen Folgen vorbei sind. Wie zum Beispiel die HBO-Serie "Big Little Lies". Oder "Tote Mädchen lügen nicht" auf Netflix. Auch Anthologie-Serien begegnet man jetzt vermehrt.
Serien, die wie "Fargo" in jeder Staffel eine andere Geschichte erzählen. Oder wie bei der britischen Serie "Black Mirror" sogar in jeder Folge. Der Zuschauer hat dabei eher das Gefühl, einen abgeschlossenen Film zu sehen, als eine Serienfolge. Eine Folge von "Black Mirror" erhielt, obwohl es ein Serienformat ist, einen Emmy als bester Fernsehfilm. Umgekehrt wurde bei den Oscars im vergangenen Jahr erstmals eine Serie ausgezeichnet.