Maximilian Mundt und Anna-Lena SchwingSchauspieler über alte Probleme bei der Serienproduktion
Pandemie hin, Streiks her, die Film- und Serienflut reißt nicht ab. Jede Woche gibt es zig neue Serien, Plattform- und genreübergreifend. Neue Stories sind erwünscht, sollen aber günstig und blitzschnell hergestellt werden. Wir sprechen darüber mit unseren Gästen Maximilian Mundt und Anna-Lena Schwing, die an der ZDF-Serie "Pumpen" mitgearbeitet haben. Außerdem neu im Kino: "Poor Things".
"Pumpen" ist eine dieser neuen Serien (ZDF Neo), wie sie gerade gerne und viel produziert werden: möglichst hip, jung, dynamisch, wild und anarchisch, nur Zeit zum Drehen ist kaum und dann darf und kann das alles auch bitte nicht viel kosten.
Engagiert werden dazu oft junge Filmschaffende, denen die "freie Hand" als Chance verkauft wird, sich auszuprobieren. Und die stellen vor Ort plötzlich fest: So frei sind die Hände gar nicht, Mitspracherechte werden von allen Seiten eingefordert, der Zeitplan ist außerdem straff bis kurz vorm zerreißen und, ach ja, Geld gibts auch wenig bis kaum.
Unbekannte Erwartungshaltungen und alte Probleme
Genau davon erzählen in dieser Ausgabe Maximilian Mundt ("How To Sell Drugs Online (Fast)" und Anna-Lena Schwing ("Sløborn"), die bei fünf von 25 Folgen von "Pumpen" zusammen Regie geführt haben. Die Serie spielt in einem kleinen, etwas ranzigen Fitnessstudio, in dem eine Handvoll skurriler Gestalten arbeiten. Die beiden dachten, dass sie die Regie für eine Sitcom machen sollten, am Ende wurde eine Dramedy daraus, sagen sie.
"Wir hatten das Problem, dass am Ende plötzlich Leute von ganz oben kamen, die ihre ganz eigenen Vorstellungen und Erwartungshaltungen hatten, von denen wir aber gar nichts wussten."
Nach einer gemeinsamen Kurzfilm-Zusammenarbeit ist "Pumpen" die erste, große, gemeinsame Co-Regie von Maxi und Anna-Lena bei einer Fernsehserie, und beide hätten sich während der Produktion mehr Transparenz gewünscht. Sie wären gerne mehr mit einbezogen worden, anstatt am Ende mit Erwartungshaltungen konfrontiert zu werden, von denen sie nichts wussten, wie sie sagen.
Beide erzählen auch von dem altbekannten Problem, dass man gerne Zielgruppen-affin jung, hip und dynamisch inszenieren soll. Um dann hinterher mit Programmverantwortlichen über die entsprechenden Definitionen diskutieren zu müssen, die mehr als doppelt so alt sind wie die Zielgruppe und die beiden Macher*innen.
"Das sollte alles superjung, dynamisch und woke sein. Dann sind aber Menschen da, die gar nicht so genau wissen, was das heute ist. Und die uns Jungen erklären, was jung und hip und dynamisch ist."
Eine Arbeit, in der beide viel gelernt haben über den deutschen Film- und Serienmarkt, über das Produzieren von Inhalten im Jahr 2023/24, über die Faktoren Zeit und Geld und viel über Ansprüche, Erwartungen und mögliche und unmögliche Umsetzungen, von denen sie uns in dieser Ausgabe erzählen. "Pumpen" ist ab Donnerstag, 18. Januar in der ZDF Mediathek zu sehen.
Endlich im Kino!
Seit dem Filmfest in Venedig im Sommer 2023 warten wir sehnsüchtig auf diesen Kinostart. Jetzt endlich ist es soweit: "Poor Things" von Yorgos Lanthimos startet. Mit Emma Stone als junges, "Frankenstein´sches Monster" Bella Baxter, die nach ihrem Tod von Wissenschaftler Godwin (Willem Dafoe) in dessen Labor wieder zum Leben erweckt wird – und zwar mit dem Gehirn ihrer eigenen, ungeborenen Tochter in ihrem Kopf.
Grotesk, absurd, bizarr, schreiend komisch und in Steam-Punk-Optik ein emanzipatorisches Manifest in atemberaubenden Bildern auf die Leinwand gemeißelt.