Comedian Maxi Gstettenbauer"Je ernster das Leben, umso höher das Potenzial für den Witz"
Als Stand-up-Comedian bringt Maxi Gstettenbauer viele Menschen zum Lachen. Mit 23 fiel er in ein finsteres Loch – und stellte während einer Therapie fest, dass er Depressionen hat. Weil die Krankheit für viele schwierig zu fassen ist, ist es ihm wichtig, darüber zu sprechen.
Maxi Gstettenbauer verdient sein Geld mit Witz und Humor. Seiner Meinung nach wird Humor jedoch oft missinterpretiert: Humor werde immer als Gegenteil von Ernst verstanden. Das Gegenteil von Humor sei aber die Humorlosigkeit, sagt er.
"Humor wird immer als Gegenteil von Ernst verstanden. Und ich finde das Gegenteil von Humor ist nicht der Ernst, sondern das Gegenteil von Humor ist die Humorlosigkeit."
Je ernster das Leben, desto höher sei das Potenzial für einen Witz. "Es gibt nichts lustigeres, als einen Furz auf einer Beerdigung", sagt er. Allerdings spiele bei der Wahrnehmung Nähe und Distanz eine entscheidende Rolle: "Wenn man jetzt auf der Beerdigung ist, und ein wichtiges Familienmitglied wird gerade begraben und der Nachbar furzt daneben. Dann denkt man natürlich: 'Was für eine Respektlosigkeit, was für eine Unverschämtheit'", sagt Maxi, "aber wenn man jetzt einfach Außenstehender ist und man nichts mit dem Ganzen zu tun hat, dann ist das natürlich herrlich."
Für ihn ist es bei einer Depression ähnlich: Wenn man mittendrin steckt, dann ist nichts witzig. Maxi beschreibt die Depression wie ein tiefes, finsteres Loch, in dem man sich befindet – unter Abwesenheit jeglicher Gefühle. "Also die Krankheit hält dich ständig beschäftigt, und das sorgt dafür, dass in deinem Körper immer ein Stresslevel ist, was du sonst nicht hättest", erklärt Maxi Gstettenbauer. Das sorge dafür, dass Körper und Geist irgendwann so überlastet seien, dass sich daraus Panikattacken entwickeln können, bei ihm folgte irgendwann ein Zusammenbruch.
Ein guter Freund schickte ihn zum Therapeuten
Bis er 23 Jahre alt war, hat Maxi einfach gedacht: 'So bin ich halt.' Dann kam aber dieser Tag, an dem er ein berufliches Meeting hatte. Es ging um etwas, was schief gelaufen war, erzählt Maxi Gstettenbauer: "Und das nächste, an was ich mich erinnern kann, ist, wie drei Menschen auf mich runtergeguckt haben, weil ich auf dem Boden lag. Und da hatte ich dann Gottseidank einen sehr weisen Menschen, der mir gesagt hat: 'Maxi, das ist jetzt nicht wirklich normal.'" Der Comedian sagte dann, jaja, er werde mal zum Arzt gehen. Und der Freund antwortete: 'Nein, nicht zum Arzt, zum Therapeuten.'
Er gab ihm eine Adresse. Und in der zweiten Therapiestunde fiel dann für Maxi Gstettebauer der Groschen. Er verstand, dass das, was er lange Zeit für 'normal' gehalten hatte, nicht normal, sondern eine Depression ist. Ihm hat die Therapie sehr geholfen. Maxi hat gelernt, damit zu leben. Auch deswegen ist es ihm wichtig, über die Krankheit und über seine persönliche Geschichte zu sprechen.
"Ich spreche auch aus einer sehr privilegierten Lage, dass mich A jemand drauf angesprochen hat und B, dass ich ein Therapeuten gefunden habe. Und C der Therapeut hat gepasst.
Maxi Gstettenbauer weiß, dass es in Deutschland viel zu wenig Therapieplätze gibt, außerdem müssten mehrere Faktoren stimmen, um einen Weg zu finden, mit Depressionen zu leben: Zunächst müsse man überhaupt auf die Idee kommen, dass etwas nicht stimmt. Und dann müsse man auch noch einen Therapeuten oder eine Therapeutin finden, der oder die zu den eigenen Bedürfnissen passt. Maxi geht davon aus, dass es immer mehr Menschen gibt, die von der Krankheit betroffen sind, "auch einfach durch die Weltlage. Und deswegen ist es erforderlich, dass wir da eine Enttabuisierung erfahren", sagt er.
Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, wie Maxi Gstettenbauer Comedian geworden ist und wie er seinen Umgang mit den Depressionen gefunden hat, dann hör dir das gesamte Audio an.
Und ganz wichtig, wenn auch du an einer Depression leidest, oder Menschen in deinem Umfeld – dann lass dir helfen! Eine ganze Reihe von Anlaufstellen haben wir hier zusammengefasst.