Massentest gegen CoronaEinmal alle testen: Schnelltests sind Momentaufnahmen
In Wien starten Corona-Massentests: Bis zu 150.000 Tests sollen täglich möglich sein. Auch in Thüringen, im Landkreis Hildburghausen werden Schnelltests durchgeführt. Solche Tests sind aber nicht immer sicher, sagt Wissenschaftsjournalistin Julia Fischer.
Für Massentests wie zurzeit in Wien und auch in anderen Städten in Österreich oder auch vor wenigen Wochen in der Slowakei gibt es vor allem zwei Gründe, sagt Wissenschaftsjournalistin Julia Fischer:
- Zum einen können Massentests Informationen darüber liefern, wo tatsächlich Infektionen stattfinden. Und auch, wie hoch die Dunkelziffer ist. Das heißt, wie viele unentdeckte Infektionen es gibt.
- Zum anderen hofft man, möglichst viele Corona-Infizierte in der Bevölkerung zu finden, um diese zu isolieren und damit Infektionsketten zu unterbrechen. Damit im Anschluss kein Lockdown, sondern eher Lockerungen der Einschränkungen im Rahmen des Infektionsschutzes möglich sind. "Massentests sollen eine Art Alternative zum Lockdown sein", sagt Julia Fischer.
"Massentests sind der Versuch, das gesamte Infektionsgeschehen in einem bestimmten Gebiet drastisch auszubremsen."
Dass Massentests tatsächlich eine Alternative zu weiteren Einschränkungen bis hin zum Lockdown sind, ist aber nicht immer klar.
In Wien laufen die Massentests gerade an. In der Slowakei wurden Ende Oktober große Teile der Bevölkerung getestet, berichtet Julia Fischer. "Die, die nicht wollten, mussten in Quarantäne." Danach sind die Infektionszahlen gesunken und vereinzelte Lockerungen waren möglich.
Schnelltests in Hotspots
In Deutschland mit über 80 Millionen Menschen ist solch ein Massentest nicht denkbar. Das würde die Kapazitäten weit übersteigen. Aber in einzelnen Landkreisen oder Städten kann diese Maßnahme durchaus sinnvoll sein. Zurzeit laufen zum Beispiel im Landkreis Hildburghausen in Thüringen freiwillige Corona-Schnelltests für Kinder, Jugendliche sowie Lehrer und Lehrerinnen sowie Erzieher und Erzieherinnen.
Solche Tests sind durchaus sinnvoll, so Julia Fischer. "Für einzelne Hotspots kann das schon etwas bringen." Aber nicht unbedingt für große Städte mit eher niedrigen Fallzahlen: Denn je mehr asymptomatische Personen man testet, desto eher liefern die Schnelltests nämlich auch falsche Ergebnisse."
"Für Hotspots, wo es wirklich viele Infektionsfälle gibt, können Massentests was bringen. Es bleiben aber Ungewissheiten, weil es eben Schnelltests sind."
Denn die Massentests basieren auf Antigen-Schnelltests und die sind weniger zuverlässig als PCR-Tests. Das heißt, die Schnelltests sind weniger spezifisch und die Sensitivität ist niedriger.
Antigen-Schnelltests sind weniger zuverlässig
Deshalb kann es bei Antigen-Schnelltests eher passieren, dass Personen fälschlicherweise positiv getestet und in Quarantäne geschickt werden, obwohl sie Corona-negativ sind. Aber ebenso können Menschen falsch negativ getestet werden. "Und das ist natürlich viel gefährlicher", sagt Julia Fischer. Denn die Person muss davon ausgehen, dass sie in dem Moment nicht infektiös ist. Solche falschen negativen Ergebnisse können eintreten, wenn Menschen sehr früh im Infektionsverlauf getestet werden und noch nicht genug Virenlast haben, damit der Test positiv ausfällt.
"Bei den Antigen-Schnelltests gibt es einen relevanten Prozentsatz falsch negativer Tests."
"Schnelltests sind nur eine Momentaufnahme", sagt Julia Fischer. Um mehr Sicherheit zu gewinnen, bräuchte es mehr Tests an aufeinanderfolgenden Tagen. Aber das wird bei den Massentests nicht gemacht.
Ihrer Einschätzung nach können solche Tests dennoch helfen – quasi als letzte Maßnahme – wenn das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten ist.