Markt für SchutzausrüstungSchutzmasken: Große Nachfrage, hoher Preis
Schutzmasken sind Mangelware – auch solche für medizinisches Personal. Unser Reporter hat sich den Markt angesehen und mit einer Unternehmerin gesprochen, die Masken aus China importiert.
Alle Menschen in Deutschland sollten Masken auf der Straße tragen - zur Not auch improvisiert, das ist die Meinung von Klaus Reinhardt, dem Präsidenten der Bundesärztekammer. Richtige Atemschutzmasken aller Art sind im Moment sehr begehrt und weltweit übersteigt die Nachfrage das Angebot.
Das gilt vom einfachen OP-Mundschutz bis zu hochwertigeren Masken der Klasse FFP-3 , die auch vor Viren schützen und eigentlich den Profis vorbehalten bleiben sollten – also Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal. Über 70 Prozent der Atemschutzmasken werden nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft in China hergestellt.
In vielen Krankenhäusern und Praxen sind die Schutzmasken daher knapp. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt hat sich angesehen, wie Kliniken und Arztpraxen in dieser Mangelsituation versuchen, Nachschub zu bekommen und wie eine Importeurin das organisiert.
Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der an Covid-19-Erkrankten relativ hoch ist, haben manche Kliniken noch genug Masken auf Vorrat. Sie haben bereits vor der Krise Lagerbestände angelegt.
Masken: Erst geklaut, dann weggeschlossen
Bei anderen Kliniken sind Masken und andere Schutzausrüstung für das Personal dagegen schon seit Wochen knapp und werden immer knapper. Das gilt für den besonders betroffenen Kreis Heinsberg – ebenfalls in Nordrhein-Westfalen.
Die Masken, die noch da sind, werden oft wegsperrt und von Sicherheitspersonal bewacht. In einigen Kliniken wurden und werden Schutzmasken und Schutzausrüstung sogar geklaut.
Not macht erfinderisch
In vielen Arztpraxen ist die Lage ziemlich dramatisch, berichtet Johannes. Dort werden die Schutzmasken häufig länger getragen als eigentlich vorgeschrieben. Bei den Lieferanten sorgt die massive Nachfrage für Lieferprobleme.
Auch verschiedene Gesundheitsministerien von Bund und Ländern, haben schon vor einiger Zeit große Mengen an Masken bestellt. Bisher seien erst wenige Lieferungen angekommen, sagen die Krankenhäuser. Manche Kliniken improvisieren, erklärt Lothar Kratz. Er ist Pressereferatsleiter der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen.
"Wir hören aus Häusern, dass die textile Schutzkleidung schneidern und anfertigen lassen. Ich denke, es ist immer noch besser, nicht mit 100-prozentigem Schutz zu arbeiten als keinen Schutz zu haben."
Mittlerweile haben einige deutsche Unternehmen und auch soziale Einrichtungen ihre Produktion umgestellt. Sie produzieren jetzt Atemschutzmasken – mehrere Automobilzulieferer und ein Unterwäschehersteller beispielsweise.
Stress bei den Importeuren
Eine der Firmen, die große Mengen der Masken aus China einfüht, ist das Unternehmen von Sabine Harmsen. Ihr Betrieb hat seinen Sitz in Troisdorf bei Bonn.
"Wir selber hier in meinem Office fangen morgens um sieben Uhr an. Vorgestern hatte ich die letzte Telko mit einem Lieferanten abends um zehn Uhr."
Sabine Harmsen ist ständig in Kontakt mit ihren Lieferanten aus China. Die Unternehmerin spricht Chinesisch und verfügt über ein gutes Netzwerk. Manche Lieferanten heben allerdings im Moment auch sehr kurzfristig ihre Preise an.
"Wir besprechen einen Preis und manchmal ist der abends nicht mehr gültig, weil sie sagen, wir können den Preis nicht halten, weil die Rohstoffe teurer geworden sind."
Einfache OP-Masken haben früher im Einkauf nur ein paar Cent gekostet, mittlerweile hat sich der Preis ungefähr verzehnfacht, berichtet Sabine Harmsen. Für sie bedeutet das auch, dass sie für viele Aufträge mit hohen Summen in Vorleistung gehen muss.
Viele Krankenhäuser, Praxen oder Apotheken, die Masken bestellen wollen, dürfen aber laut deren Zahlungsbedingungen keine Vorkasse leisten. Das verschärfe das Problem, sagt Sabine Harmsen. Ihre Kunden seien aber bereit, die Zahlungsregeln aufzulockern.
"Ich hab jetzt gerade hier eine Bestellung von einer halben Million für eine öffentliche Einrichtung. Ich habe gesagt: Wir müssen aber einen Weg finden. Ihr müsst mir bei der Bezahlung helfen"