Michael Marco FitzthumWanda: "Corona war ziemlich schnell eigentlich nur Scheiße"
Wanda starteten 2014 mit dem Debütalbum "Amore" durch. Mit Corona kam die Vollbremsung. In der Zeit schrieb Marco mehrere Songs am Tag. Aber ohne Konzerte kann er nicht.
"Ich kann nicht mehr existieren ohne Konzerte" hat er uns einmal im Interview gesagt. Doch dann kam die Corona-Pandemie: Konzerte mussten verschoben werden, Auftritte wurden abgesagt. "Das ist schon ein bisschen wie ein verlorenes Jahr", meint Marco Wanda.
Auch das neue Album wird sich verschieben - das sei einerseits nicht schlecht, denn man habe mehr Zeit. "Aber andererseits ist es auch gefährlich, als halbprofessioneller Alkoholiker so viel Zeit zu haben."
"Von Whiskyflaschen und tausenden Kilometern auf Tour zu Wäschewaschen und ein Ei kochen - das ist schon ein ziemlicher Downfall."
Die Konzerte fehlen ihm, klar. Einige konnten die Band 2020 noch spielen, bevor es nicht mehr ging. Dass er dabei nüchtern auf der Bühne war, war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Beim Applaus kamen ihm dann die Tränen.
Songs schreiben in der Pandemie
Die Isolation, die Corona ihm bescherte, hat Marco anfangs noch genossen. Er hat sich ins Schreiben gestürzt und seine Leidenschaft für den Fußball ausgelebt. Doch dann sei es "ziemlich schnell eigentlich nur Scheiße" gewesen.
Wenn Marco zurückblickt auf die Anfänge seiner Karriere - und das hat er während Corona getan - dann muss er manchmal schmunzeln. "Kiffen, saufen, malen, schreiben" - mit so einer "Künstlerscheiße" habe er sich beschäftigt. "Aber in Wahrheit völlig ohne Perspektive." Und einmal im Monat wurden die Eltern angefleht, bitte den Mietrückstand zu überweisen.
In den ersten Jahren alles rausgehauen
Auch mit der Band ging im Rückblick alles wahnsinnig schnell. "Das war eine Zeit, an die ich deswegen gerne zurückdenke, weil wir so naiv waren, weil uns das alles nicht so beeindruckt hat", sagt Marco.
Das "alte" und das "neue" Leben habe sich teilweise überschnitten. "Unser Bassist hat zum Beispiel seinen Arbeitgeber damals angelogen, dass er krank ist, während er mit uns auf der Bühne stand. Ganz unauffällig!" Aber sie haben sich reingestürzt, Songs geschrieben und Konzerte gespielt, so viel sie konnten.
"Dann sind mir all diese Lieder eingefallen. Ich habe die ersten Alben innerhalb von drei Monaten geschrieben, glaube ich."
Auch jetzt schreibt Marco mehrere Songs am Tag - sicher um die 1000 im Jahr, wie er sagt. Die meisten davon schmeißt er weg. Am liebsten komponiert er im Bad, weil ihm der Gedanke unangenehm ist, jemand könnte zuhören.
Gefühle, Stimmungen, persönliche Erfahrungen fließen in seine Texte ein. Über politische Inhalte zu schreiben, findet er schwierig. Solchen Themen könnte man sich eher "analytisch nähern", meint Marco.
"Ich versuche, diese kleine Bühne öffentlich für positive Inhalte zu nutzen: Also keine Spaltung, kein Rassismus, nicht den Verstand verlieren in diesen schwierigen Zeiten und so was. Das ist mir jetzt viel wichtiger geworden, irgendwie."
Die Band bedeutet Marco alles
Wie viel ihm seine Band bedeutet, das wird in unserem Gespräch immer wieder klar. "Ich bin sehr dankbar. Ich weiß nicht, welchen Verlauf mein Leben genommen hätte ohne diese Band."
Und: "Wir sind schon verbunden durch eine wahrscheinlich unsterbliche Freundschaft, vor allem auch natürlich mit diesen Erfahrungen im Rücken."
"Diese Band hat mir ein Leben geschenkt. Eine Aufgabe, eine Position in der Gesellschaft. Ich bilde mir ein: Was wir machen, ist irgendwo auch was Sinnhaftes, es gibt zumindest Menschen, denen das vielleicht hilft."
Wie lange das noch weitergeht? Da gibt es natürlich immer eine gewisse Unsicherheit, sagt Marco: "Es ist so: Wenn die Leute das wollen, machen wir das. Und wenn sie das nicht mehr wollen, dann können wir das auch nicht mehr machen." Aber er sagt auch: "Ich werde wahrscheinlich mein Leben lang Musik machen, in irgendeiner Form."
Musik machen - sonst nichts
Dass er neben der Musik auch schauspielern, schreiben oder malen könnte, schließt er für sich aus - solche "Multi-Karrieren" sind für ihn ein Albtraum.
"Mein Horrorszenario war immer, dass man dann, wenn man 60 ist, vielleicht noch mal ausgegraben wird für eine Fernsehshow."
Was Marco Wanda uns sonst noch erzählt hat - über seine Heimatstadt Wien, über Kanzler Sebastian Kurz, und warum man auf der Bühne keine bedruckten T-Shirts trägt - hört ihr, wenn ihr oben auf den Play-Button klickt.