Hausarzt Malik BöttcherSchnupfen, Spritzen – und zu Weihnachten Eierlikör
Malik Böttcher ist Hausarzt in Berlin. Arzt zu sein, sei ein wahnsinniges Privileg, sagt er. In seine Praxis kommen alte wie junge Patientinnen und Patienten. Von manchen wird er verwöhnt. Andere sehen ihn mehr als Dienstleister.
Malik Böttcher ist Allgemeinmediziner in Berlin. Seine Praxis liegt in Schöneberg, mitten im Kiez. Einige seiner Patientinnen und Patienten besuchen die Praxis seit Jahrzehnten - sie waren schon vor ihm da. Noch bevor er die Hausarztpraxis von seiner Vorgängerin übernahm.
"Ich hab hier Patienten, die sind ein paar achzig Jahre alt, die stricken mir Socken und an Weihnachten bringen sie mir selbstgemachten Eierlikör."
Er werde oft mit Liebe verwöhnt, sagt er, gerade von den älteren Menschen, die zu ihm kommen. Die Jüngeren hätten oft weniger Zeit und sähen ihn mehr als Dienstleister. An seinem Beruf gefällt ihm, dass er als Hausarzt mit allen möglichen Krankheiten und Symptomen zu tun hat. "Arzt zu sein, ist ein wahnsinniges Privileg", sagt er. Das müsse man sich klar machen - und er weiß, dass er gut bezahlt wird, besser als andere, die im Gesundheitswesen arbeiten.
Die Corona-Pandemie beschäftigt den Arzt immer noch
Die vergangenen zwei Jahre waren für ihn - wie für viele andere Menschen im Gesundheitsbereich - eine Herausforderung. Die Coronavirus-Pandemie hat seinen Arbeitsalltag in seiner Hausarztpraxis bestimmt. Malik Böttcher hat aber auch die Corona-Ambulanz in Berlin Havelhöhe geleitet und musste dort einige schwere Fälle behandeln.
"Die Zeit ist ein großer Heilfaktor, das beobachten wir."
Ein Patient seiner Praxis lag auf der Intensivstation, die Angehörigen durften ihn damals nicht besuchen - er hat sie dann täglich telefonisch über seinen Zustand informiert. In Wellen ging es dem Patienten mal besser, mal schlechter.
"Es gab Zeiten, wo ich in Tränen auf dem Sofa saß", berichtet Malik Böttcher. Dazu kamen verbale Anfeindungen von Corona-Leugnern, verbale Bedrohungen, die Mitarbeitende teils verängstigten. Er habe viele sehr erschöpfende Gespräche und Begegnungen gehabt - mit Menschen, die irgendwas im Internet über Corona gelesen hatten.
Long Covid und viel Ratlosigkeit
Patientinnen und Patienten mit Long Covid kennt Malik Böttcher natürlich auch. Einige kommen in seine Praxis und er überlegt dann: Wie können wir noch helfen? Was könnte man noch tun? "Da herrscht auch viel Ratlosigkeit bei uns Ärzten", sagt er. Denn noch immer gibt es "keinen Heilansatz", wie er betont. Die Symptome können aber behandelt werden. Und die Zeit sei in vielen Fällen ein großer Heilfaktor: Manchen geht es nach Monaten besser, viele haben aber auch dann noch Sensibilitätsstörungen oder sind nicht mehr so leistungsfähig wie früher.
"Der Switch von Delta zu Omikron - da hat die Natur es gut mit uns gemeint."
Corona wird nicht verschwinden, sagt Malik Böttcher. Aber heute sei die Situation eine andere als vor zwei Jahren: Mit dem Verdrängen der Delta-Variante seien die Krankheitsverläufe "deutlich milder" geworden. Das normale Leben mit menschlicher Nähe, wie wir sie brauchen, sei wieder möglich. Ein großes Glück, findet Malik Böttcher. Man wird die Situation weiter beobachten müssen. Einzelne schwere Verläufe gebe es immer noch. Menschen über 70 Jahren rät er daher nach wie vor, eine Maske zu tragen.