Marika über ihre Pigmentstörung"Auf einmal ist dein Makel deine persönliche Geheimwaffe"
Marika hat durch eine Pigmentstörung am ganzen Körper Muttermale. Als Kind und Jugendliche wurde sie von Mitschülern gemobbt. Lange litt sie unter den Anfeindungen, aber als junge Erwachsene kam der Wendepunkt. Heute bezeichnet die 23-Jährige ihren vermeintlichen Makel sogar als ihre persönliche Geheimwaffe.
Marika ist noch ganz berührt von der letzten Begegnung mit ihrer besten Freundin. Nach langer Zeit hatten die beiden mal wieder zusammen auf ihrem Sofa gesessen und ihre Freundin sagte ihr, wie stolz sie auf Marika sei. Darauf, wie stark und selbstbewusst sie heute ist, und wie viel sie hinter sich gelassen hat.
Schon als Baby Verurteilungen ausgesetzt
Marika ist 23 Jahre alt. Die Bremerin wurde mit einer Pigmentstörung geboren, wodurch sie am ganzen Körper große Muttermale hat. Als kleines Kind schon hätten Fremde in den Kinderwagen geschaut und blöde Kommentare zu ihrem Äußeren abgegeben. "Als Baby kann man sich ja gar nicht gegen die Bewertungen und Verurteilungen wehren", ärgert sich Marika. Doch eigentlich hat sie ihr Äußeres in den ersten Jahren ihres Lebens gar nicht gestört. Das fing erst mit der Schule an.
Mobbing in der Schule
Circa ab der dritten Klasse ging es los mit Mobbing. Bis ins Jugendalter gehörten Ausgrenzung, Hänseleien, Beleidigungen und körperliche Verletzungen zu Marikas Schul-Alltag.
"Wenn das dein Alltag ist, prägt dich das so sehr, dass du das verinnerlichst."
Die Lehrer hätten ihren Mitschülerinnen und Mitschülern keine Grenzen gesetzt, erinnert sich Marika. "Sie haben es passieren lassen und sich weggedreht." Die Folge: Es blieb nicht bei verbalen Anfeindungen, Marika erlebte auch körperliche Gewalt.
"Eigentlich bin ich eine starke Persönlichkeit, aber daran bin ich zerbrochen."
Schulwechsel brachte Besserung
Ihre Eltern trafen dann schließlich die Entscheidung, dass Marika die Schule wechselt. Das sei zunächst gegen ihre Willen gewesen, erinnert sie sich. Es habe sich wie Aufgeben oder Schwäche zeigen angefühlt, berichtet sie. Aber es sei im Nachhinein die richtige Entscheidung gewesen. Endlich habe sie wieder zur Schule gehen können, ohne Angst zu haben, körperlich oder seelisch verletzt zu werden.
"Ich war so kaputt, dass meine Eltern gesagt haben, das geht nicht anders. Dann konnte ich zum ersten Mal wieder zur Schule gehen, ohne Angst zu haben, körperlich oder seelisch verletzt zu werden."
Heute kann Marika von sich sagen, dass sie gestärkt aus dieser Lebensphase herausgegangen ist. Wenn sie heute auf der Straße doof angesprochen, oder sogar beleidigt wird, kann sie das an sich abprallen lassen. "Wenn jemand auf der Straße meint, mich beleidigen und verletzen zu müssen, sagt das viel mehr über den Menschen selbst aus, als über mich."
Instagram war ein Befreiungsschlag
Als Wendepunkt in ihrem Leben sieht Marika einerseits die Geburt ihres Sohnes vor drei Jahren. Das habe den Blick, den Fokus verändert, sagt sie. Andererseits habe ihr Instagram sehr geholfen. Das erste Posting von sich, auf dem all ihre Muttermale zu sehen waren, sei wie ein Befreiungsschlag gewesen. Natürlich habe sie sich auch ein wenig vor den Reaktionen gefürchtet, aber die seien in Summe extrem positiv gewesen. Dieser Zuspruch aus der Community habe sie sehr gestärkt.
"Insta war ein bisschen Selbsttherapie. Früher hab ich gedacht, ich könnte mich so nie zeigen. Dann hab ich das einfach mal ausprobiert, weil ich mich auch eigentlich sehr wohl fühle in meinem Körper."
Inzwischen ist Marika Model und verdient mit ihrem Äußeren Geld. Sie hat ihren vermeintlichen Makel also zum Kapital gemacht und sagt: "Auf einmal ist es deine persönliche Geheimwaffe."
Über diesen Werdegang müssen Marika und ihre Freundin ziemlich schmunzeln. Auf der Couch sitzend erinnert ihre Freundin sie nämlich noch einmal daran, was sie vor sieben Jahren zu Marika gesagt hatte: Du bist so besonders, du könntest echt was als Model in der Fotografie machen.