GleichberechtigungMännlichkeit: Warum wir ein neues Rollenbild brauchen
Männer sind stark, zielstrebig und bringen die Kohle nach Hause, sagt jedenfalls das konservative Rollenbild. Aber wie steht es um ihre Rolle in einer gleichberechtigten Welt? Darüber sprechen wir in dieser Ab 21!
Frauen können arbeiten, Kinder kriegen oder Single bleiben: Das sind alles Errungenschaften der Emanzipation, aber nun müssen die Männer nachziehen, findet Ab-21-Hörerin Deri. Allerdings nicht im Einzelnen, sondern sie glaubt, dass wir ein neues gesellschaftliches Rollenbild für den Mann brauchen: "Männer werden immer noch schief angeguckt, wenn sie sagen, dass sie für ein Jahr in Elternzeit gehen möchten."
Einerseits würden emanzipierte Frauen erwarten, dass Männer sich an Care-Arbeit beteiligen, Kinder betreuen und in Elternzeit gehen, andererseits habe sich die Gesellschaft noch nicht vom konservativen Männerbild verabschiedet, findet Deri.
„Wir verlangen von den Männern, dass sie das tun, was wir gemacht haben, damit wir arbeiten und Karriere machen gehen können. Aber dazu gibt es immer noch ein klassisches männliches Rollenbild.“
Deri ist überzeugt, dass sich gesellschaftlich schon viel gewandelt hat, aber trotzdem noch ein Stück Arbeit vor uns liegt: "Wenn wir bei dem klassischen Männerbild bleiben, ist die realistische Umsetzung von Feminismus nicht möglich."
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Mutig sein: Männer sollten Emotionen und Gefühle zulassen können
Simon Schröder wurde im Kindergarten erzählt, dass Männer nicht weinen dürfen. Das hat ihn nachhaltig geprägt, obwohl er inzwischen darüber hinweg ist: "Männlich sein heißt für mich, mutig zu sein, und zwar nicht vom Zehner im Freibad zu springen, sondern Gefühle zuzulassen und nicht immer den starken Macker markieren zu müssen."
"In meinem Freundeskreis ist es ganz klar, dass wir gleichberechtigt sind und Männer Emotionen zulassen dürfen."
Seit 2015 die #MeToo-Debatte ins Rollen geraten ist, macht sich der Journalist aus Hamburg viele Gedanken dazu, was er als Mann zu einer gleichberechtigten Welt beitragen kann: "Wir Männer müssen aktiver an dieser Debatte teilnehmen", sagt er und meint damit, dass Männer ihr Verhalten reflektieren sollen, Fehler zugeben müssen und daraus auch lernen.
Simon empfindet seinen Freundeskreis als ziemlich gleichberechtigt, weiß aber auch, dass in anderen Kreisen noch ein ziemlich tradiertes Männerbild propagiert wird. "Es ist noch in vielen Männern drin, dass man der Starke und Schweigsame sein muss."
Rollenbilder reflektieren und daraus gesellschaftlich lernen
Damit wir in einer vollständig gleichberechtigten Welt leben können, müssen Männer den ersten Schritt machen, findet Autor Anil Altintas. Er ist Botschafter der UN Women-Kampagne HeForShe und setzt sich für weltweite Frauenrechte ein, zum Beispiel, indem er konservative Männerbilder kritisch hinterfragt.
"Männer müssen reflektieren, in welcher Form sie bevorzugt werden, zum Beispiel durch Gesetze, Vorteile und Privilegien."
Männer müssten anfangen, über ihre Privilegien nachzudenken und sie auch als solche anzuerkennen. Ein weiterer Schritt sei es Rollenbilder zu hinterfragen und alles was damit zusammenhängt: "Auch alltägliche Dinge wie Haushalt, Kinderbetreuung und Pflegearbeiten müssen Thema sein."
Weshalb Anil als muslimischer Mann oft als sexistisch und gewalttätig eingestuft wird und wie er damit umgeht, erzählt er uns in der Ab 21.
Wissenswertes zur Gleichberechtigung
- Über die Hälfte der Männer glaubt, dass Männer und Frauen in Deutschland gleichberechtigt sind. Davon sind hingegen nur ein Drittel der Frauen überzeugt. Das hat 2018 eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergeben.
- Die meisten Konflikte würde es zu den Themen Karriere der Frau und im Haushalt geben. Darin sind sich fast 70 Prozent der Befragten einig, zeigt das gleiche Institut in einer Umfrage 2020.
- Nur vier von zehn Männern gehen in Elternzeit und das meist nur für eine Dauer von zwei Monaten, das hat eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft ergeben. Als Gründe werden finanzielle Einbußen für die Familie oder Nachteile für die berufliche Karriere des Mannes genannt.
- Auf Social Media sind Frauen, die sich an Genderklischees orientieren und sich sexy inszenieren, über Beauty und Outfits sprechen, erfolgreicher. Das hat eine Diversitätsstudie der MaLisa-Stiftung 2019 ergeben.