Covid-19 in SpanienLeben in Madrid zwischen Solidarität und Wut auf die Regierung
Eigentlich pendelt Max Küstermann zwischen seinem Studienort Leipzig und Madrid, wo er mit seiner kleinen Familie lebt. Seit dem Ausburch der Coronavirus-Pandemie hat er Madrid nicht verlassen. Er beobachtet eine große Solidarität unter den Madrilenen, aber auch viel Unzufriedenheit.
Student Max Küstermann lebt gerade in Madrid. Genauer im Stadtteil Valdemoro, am Rande der spanischen Hauptstadt. In Valdemoro prägen vor allem die Menschen das Bild, sagt Max. Gerade viele junge Menschen verbringen viel Zeit draußen in den Parks, auf Plätzen und in den Bars – eigentlich.
Momentan sind die Madrilenen, wie die restliche Bevölkerung, aufgrund der Coronavirus-Pandemie zu Hause. Einfach eine Runde spazieren gehen ist aktuell undenkbar beziehungsweise verboten, erzählt er. Erlaubt ist nur der Gang zu einem nahe gelegenen Supermarkt, der Apotheke, der Weg zum Arbeitsplatz oder ein kurzer Spaziergang mit dem Hund. Verstoßen sie gegen die strikten Auflagen der Ausgangssperre, müssen die Spanierinnen und Spanier mit einem Bußgeld von mehreren hundert Euro rechnen.
"Wenn hier nicht Corona wäre, dann wären hier viele Menschen auf den Straßen."
Auch in seinem Stadtteil fällt Max die deutliche Polizeipräsenz auf. Denn: In Valdemoro betreute das naheliegende Krankenhaus die ersten Covid-19-Patienten Madrids. Unter ihnen größtenteils ältere Menschen, die sich in einer Seniorenresidenz mit dem neuartigen Coronavirus ansteckten und verstarben. Während die spanische Regierung mittlerweile den Notstand und die Ausgangssperre verhängt hat, wandeln Gesundheitskräfte die Hotels der Hauptstadt in Not-Krankenhäuser um. Die Lage ist weiterhin kritisch.
Lebensfreude bleibt trotz Ausgangssperre
Zwar halten sich die meisten der Spanierinnen und Spanier an die Maßnahmen der Regierung, erzählt Max, viele von ihnen werfen ihr aber eine Mitschuld an der Epidemie vor. Die Unzufriedenheit sei demnach hoch. Gleichzeitig erlebe er gerade viel Solidarität. Ähnlich wie in Deutschland, würden sich auch die Madrilenen jeden Abend ab 20 Uhr klatschend an ihren Fenstern und Balkonen versammeln und zusammen singen. Egal ob Polizei oder Rettungskräfte − alle machen mit, berichtet er. Es ist die Lebensfreude, die Max so sehr an den Menschen in Madrid schätzt.
"Untereinander herrscht schon ein hohes Maß an Solidarität, aber es gibt auch eine recht hohe Unzufriedenheit mit der Regierung."
Trotz der kritischen Lage Spaniens inmitten der Coronavirus-Pandemie gehe es ihm und seiner kleinen Familie gerade gut. "Unser Leben würde sich nicht so sehr unterscheiden von dem Momentanen. Alles was wir machen würden, wäre gemeinsam in den Park zu gehen oder die Großeltern und unsere Freunde zu treffen. Das wäre auch schön, aber wir können die gemeinsame Zeit zu Hause auch ganz gut rumbringen", fügt er hinzu.
Zu Hause in Madrid
Madrid ist seit etwa dreieinhalb Jahren zur Hälfte sein zu Hause. Seitdem er mit seiner spanischen Frau in einer Beziehung ist, pendelt er zwischen Madrid und Leipzig. Dort studiert er an der Uni im Master. Als Student funktioniert das Pendeln ganz gut, sagt er. Seit der Geburt seines Sohnes im Dezember 2019, bedeute das zwei Wochen in Leipzig zu sein und dann für ein Wochenende in die spanische Hauptstadt zu kommen. Seit der Pandemie kann er dank der Onlineseminare der Uni bei seiner Familie in Madrid leben und weiter studieren, erklärt er.
Sobald er den Master abschlossen hat, soll auch das Pendeln in Zukunft ein Ende haben. Denn: Max möchte vollständig in die spanische Hauptstadt ziehen. "Ich fühle mich immer mehr wie ein Madrilene", sagt er.
"Die Madrilenen sind sehr lebensfroh und verbringen mindestens ihre Feierabende auf den Plätzen der Stadt, in den Bars und Kneipen."
Im Interview mit Christian Schmitt erzählt Max Küstermann außerdem, warum er sich in Madrid abseits der aktuellen Situation so wohl fühlt. Und er verrät, wie ihr in Bars an die Deluxe-Versionen der Tapas kommen könnt.