Besuch im LöschzentrumFacebook lässt die Presse rein
Erstmals durften Journalisten das streng abgeschirmte Löschzentrum von Facebook in Berlin betreten. Das Unternehmen hält sich sehr bedeckt, was die Strategie zur Löschung in dem Sozialen Netzwerk angeht. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dennis Horn durfte mit ausgewählten Mitarbeitern sprechen.
Vor Kurzem haben Süddeutsche Zeitung Magazin und Mobilegeeks.de über schlechte Arbeitsbedingungen und psychischem Stress der Mitarbeiter der Löschzentrale von Facebook berichtet. Hier arbeiten auf fünf Etagen rund 650 Mitarbeiter, die bei der Bertelsmann-Tochter Arvato angestellt sind.
Arvato führt im Auftrag von Facebook das Löschen von widerrechtlichen Inhalten durch. Seit der Kritik in den Medien achtet Arvato verstärkt darauf, dass keine internen Informationen öffentlich werden.
"Wir konnten nur ein Gespräch mit Mitarbeitern führen, aus dem wir dann zitieren durften."
Unser Reporter Dennis Horn bekommt mit drei weiteren Journalisten und einem Kamerateam eine Einladung in das Löschzentrum. Allerdings stellt das Unternehmen einige Bedingungen:
- Dennis darf nur mit ausgewählten Mitarbeitern sprechen.
- Er darf keine Aufnahmen von Interviews machen
- Nur Gedächtnisprotokolle und Zitate aus den Aufnahmen sind erlaubt.
- Das Kamerateam darf nur eine Viertelstunde lang filmen
"Es gibt jederzeit die Möglichkeit, dass Mitarbeiter, wenn sie sich einer Aufgabe nicht gewachsen fühlen oder einen Inhalt belastend finden, Unterstützung in Anspruch nehmen können."
Dennis erfährt bei seinem Besuch in der Löschzentrale, dass neue Mitarbeiter zuerst Facebook-Profile suchen und finden, sich später dann mit Hass-Kommentaren befassen und erst dann Tierquälerei und Mord-Videos auf Facebook sichten. Aber nur, wenn sie das von sich aus wollen.
Viele Fragen bleiben unbeantwortet
Als Dennis nach konkreten Zahlen fragt, erteilt das Unternehmen keine Auskunft. Auch die Frage, wie viele Mitarbeiter deutschsprachige Inhalte kontrollieren, bleibt unbeantwortet.
Dennis' Fazit: ein orchestrierter Pressetermin. Das Unternehmen ermöglicht gezielte Einblicke - wie realistisch die Informationen sind, die die Journalisten erhalten, bleibt für Dennis aber fraglich.
"Ich habe mein erstes Enthauptungsvideo gesehen. Da bin ich erst einmal rausgegangen und habe geheult. Das war aber nur ein einziges Mal so, und jetzt habe ich mich daran gewöhnt."