ProduktvermarktungLivestream-Shopping ist in Asien schon weit verbreitet
Das Teleshopping kommt zurück – allerdings in moderner Form und tendenziell auch für eine andere Zielgruppe. Livestream-Shopping nennt sich das Ganze und ist vor allem in Asien bereits weit verbreitet.
Teleshopping verbindet ihr wahrscheinlich eher mit der Generation eurer Eltern: Sie sitzen vor der heimischen Glotze und schauen sich an, wie zwei Leute minutenlang eine neue innovative Küchenmaschine bewerben. Klingt danach, als wäre es von gestern. Stimmt aber nicht, denn auch in den sozialen Medien erfreuen sich Werbeveranstaltungen wie diese immer größerer Beliebtheit.
"Livestream-Shopping ist vor allem in Apps wie Tiktok, Instagram, Facebook und Youtube integriert. Und in andere, etwa chinesische Apps, die wir hier nicht kennen."
Das Grundprinzip ähnelt dem Teleshopping, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Konstantin Köhler: Die Nutzenden schauen sich live eine oder mehrere Personen an, die Produkte vorstellen und deren Vorzüge beschreiben. Dabei möchten die Präsentatoren möglichst viele davon verkaufen.
Social Media statt TV
Während Teleshopping aber in der Regel vor der Glotze stattfindet, ist das Livestream-Shopping eher in die sozialen Medien integriert. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden also nicht nur einseitig beschallt, sondern können partizipieren und direkt Fragen zu einem Produkt stellen, für das sie sich interessieren.
Manchmal können die Personen, die am Livestream teilnehmen, direkt in der Anwendung auf "kaufen" klicken. Für die Werbenden ist das toll, die Gefahr für die potenziellen Käuferinnen und Käufer liegt aber auf der Hand: Sie werden womöglich zum Kaufen verleitet werden, obwohl sie das Produkt gar nicht brauchen.
"Der Kaufprozess soll so einfach sein wie nur möglich. Ob das jetzt ein Vorteil für die Kunden ist oder nicht, sei mal dahingestellt."
Vor allem in Asien sind solche Livestream-Shopping-Events ziemlich verbreitet, berichtet unser Netzreporter, zum Beispiel in China. Die Verknüpfung von Online-Shopping, Bezahlung und sozialen Medien ist dort bereits viel weiter vorangeschritten als in Amerika oder Europa. Dort gibt es bereits das, wovon Facebook und Instagram noch träumen: die Möglichkeit, sich den Livestream des Lieblings-Influencers anzuschauen und dabei quasi nebenbei mal eben das beworbene Produkt zu bestellen.
Prädestiniert für Influencer
Das Livestream-Shopping ist vor allem ein Markt für Influencerinnen und Influencer. Grundsätzlich steht die Möglichkeit aber natürlich allen offen: Bloggern, Fachhändlerinnen, Online-Shops, einzelnen Marken selbst, dem Einzelhandel usw. Einkaufen soll durch das Livestream-Event "emotionaler und inspirierender" werden.
Damit das Ganze vernünftig funktionieren kann, muss es eine technische Verbindung zwischen Stream und Kaufoption geben. Verschiedene Apps bieten Anbietern hierbei Unterstützung an. Auch Onlineshopping-Marktführer Amazon ist hier bereits aktiv und hat eine Möglichkeit entwickelt, wie direkt im Shop gestreamt werden kann.
"Die maximale Verbindung von Persönlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit und Sympathie mit einem Produkt – besser geht Vermarktung kaum."
Im (für die Verkaufenden) besten Fall ist das Livestream-Event die maximale Verbindung von Persönlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit und Sympathie mit einem Produkt.
Die Zukunft des Shoppens?
Auch in Europa wird das Livestream-Shopping wohl zu einem wichtigen Vermarktungstool werden, glaubt Konstantin Köhler. Er sieht es als "eine Art Symptom einer größeren Entwicklung", dass Shops, Marken und einzelne Produkte heute näher an uns Verbraucherinnen und Verbraucher heranrücken:
- Wer einem Shop bei Facebook eine Nachricht schickt, will eine schnelle und persönliche Antwort.
- Wenn sich der Entwicklungschef einer Marke persönlich auf Youtube präsentiert und sein neues Produkt vorstellt, haben Interessierte womöglich direkt mehr Vertrauen.
- Wenn eine beliebte Influencerin ein Produkt oder eine Marke empfiehlt, ist das für viele wichtig.