Das perfekte Buch für den Moment...…wenn für dich jeder Tag ein "Klimatag" ist

Wie gehen Menschen in verschiedenen Teilen der Welt mit dem Klimawandel um? Das beleuchten neun fiktionale aber faktenbasierte Erzählungen in dem von Kathrin Eitel herausgegebenen Band "Klimageschichten. Planet, Krise, Fiction".

May ist schwindelig. Ziemlich oft. Wenn sie morgens schweißnass aus einem Albtraum erwacht. Wenn sie sich gemeinsam mit einem Bauarbeiter über die Abwasserpläne beugt. Wenn sie hinuntersteigt in die Kanalisation. Wenn sie ihre Tochter Nymol in die Arme nimmt und sie nie wieder loslassen will.

"Kann ich runter zum Spielen?" fragt Nymol. Nach acht Stunden Fahrt in einem Minibus, nach Wochen oder Monaten, in denen sie sich nicht gesehen haben. Nach nur wenigen Minuten bei seiner Mutter will das Mädchen wieder weg.

Es ist normal geworden, dass Kinder bei ihren Großeltern, Onkeln oder Tanten aufwachsen, weil ihre Eltern irgendwo ganz weit weg arbeiten müssen. So wie Nymols Mutter May ...

Klimageschichten aus aller Welt

Die Geschichte der Abwasseringenieurin May ist eine von neun Geschichten in dem Erzählband "Klimageschichten. Planet, Krise, Fiction", den die Kulturanthropologin Kathrin Eitel herausgegeben hat. "Stadtbeben" heißt diese Erzählung, die die Herausgeberin selbst geschrieben hat.

Eigentlich ist sie keine Schriftstellerin, nicht hauptsächlich jedenfalls, sie ist Wissenschaftlerin. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftler*innen hat sie eine Anthologie zusammengestellt, die dem Genre Cli-Fi, also Climate-Fiction, zugeordnet werden kann.

"Diese Erzählungen verfehlen ihre Wirkung nicht. Sofort ploppt die eine Frage auf: Was können wir tun?"
Rezensentin Lydia Herms über den Erzählband "Klimageschichten. Planet, Krise, Fiction"

Es geht darum, Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen – durch eine zugänglichere Sprache als die wissenschaftlicher Abhandlungen voller Diagramme und Tabellen. Im Fokus steht eines der größten Probleme unserer Zeit: der Klimawandel und seine Folgen.

Wenn Strom eine Rarität ist

Insgesamt neun Erzählungen aus der ganzen Welt finden ihren Platz in dem Büchlein. Erzählungen, die uns nicht nur zu May und mit ihr in das marode Abwassersystem einer mittelgroßen Stadt führen, sondern auch an Strände voller Algen, auf brennende Felder, an eine Küste mit besorgten Fischern oder in eine Stadt, in der Strom zum Luxus geworden ist.

Das Buch: "Klimageschichten. Planet, Krise, Fiction", herausgegeben von Kathrin Eitel, diverse Autor*innen, Verlag: Edition Assemblage, 112 Seiten, Paperback: 12,80 Euro, erschienen am 20.08.2024.

Inhalt:

  • Intro: Wissen, Macht, Klimageschichten (Kathrin Eitel)
  • Was, wenn es nicht mehr nach Fisch riecht? (Anna Lena Bercht)
  • Regen-Wald-Wasser (Cornelia Ertl)
  • Yo No Sé Mañana (Laura Otto)
  • Wiener Wüste (Christian Elster)
  • Der Wille zum Leben (Vera Benter und Salanieto Koro)
  • Stromverweigerung (Eileen Jahn)
  • Alte Männer und das Meer (Tanja Ganzow)
  • Stadtbeben (Kathrin Eitel)
  • Weißbartl – 100 Jahre Klimarechnungshof (Autor*innenkollektiv)

Die Herausgeberin: Kathrin Eitel ist Kulturanthropologin und feministische Wissenschafts- und Technologie-Forscherin. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf urbane Klima-Resilienz, technologische Megaprojekte sowie spekulative Zukünfte und deren Implikation für globale Ungleichheiten.