Das perfekte Buch für den Moment… wenn du dein Leben zurückspulen willst
Der Protagonist in Philip Roths Roman "Jedermann" ist namenlos, hat Karriere in der Werbebranche gemacht, die Liebe seines Lebens geheiratet, Kinder bekommen. Doch wenn er zurückblickt, gibt es da ein großes Unbehagen. "Jedermann" ist das perfekte Buch für den Moment, wenn du dein Leben zurückspulen willst.
Eigentlich wollte er Künstler werden, hat dann zugunsten der Familiengründung auf das unstete Leben verzichtet und Karriere in der Werbebranche gemacht. Der namenlose Protagonist in Philip Roths Roman "Jedermann" will den Ansprüchen der Gesellschaft und den Wünschen seiner Eltern gerecht werden. Er heiratet seine große Liebe, bekommt mit ihr zwei Söhne.
Die Wirklichkeit lässt sich im Nachhinein nicht ändern
Doch mit 34 Jahren blickt er zurück. Unwohlsein beschleicht ihn. Mit seiner Ehe, in seinem Büro und seinem Körper. Ehe und Büro kann er verlassen, aber nicht seinen Körper.
Cut.
Der verkappte Künstler wacht plötzlich im Krankenhaus auf, dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen: Blinddarmdruchbruch, verschleppt, hätte schief gehen können. Zu Besuch kommt seine zukünftige zweite Frau, seine Eltern, sein Bruder. Keine Ex, keine Söhne.
Nach der Krankenhausepisode lebt er ruhig dahin, wird älter. Nach und nach sterben Mutter und Vater. Kollegen werden wie er alt, verrückt, todkrank. Selbst wird er mehrfach saniert: Bypässe, Defilbrator.
Sich selbst und das Leben annehmen
Seine Söhne, erwachsen, wollen nichts von ihm wissen. Auch Frau Nummer zwei verlässt er. Und lässt mir ihr seine Tochter zurück. Sie ist anders als seine Söhne. Sie verzeiht ihm. Eine Lektion für ihn: Ich mache Fehler im Leben, die mir verziehen werden, ohne dass ich bereuen muss. Doch er bereut eine Menge. Hätte er eine zweite Chance, er würde vieles anders machen.
"Man kann die Wirklichkeit nicht ummodeln. Man muss es nehmen, wie es kommt."
"Jedermann" (Original: "Everyman" 2006 bei Houghton Mifflin, New York erschienen) von Philip Roth ist 2006 im Hanser Verlag in der Übersetzung von Werner Schmitz erschienen, 172 Seiten. Der vielfach ausgezeichnete US-Schriftsteller ist am 19. März 1933 in Newark, New Jersey, geboren und am 22. Mai 2018 in New York City verstorben. Roths literarisches Werk ist geprägt von unangenehmen, verstörenden, sogar ekligen, aber durchweg urmenschlichen Gedanken über Versagen, Krankheit und Tod.