MusikDer besondere Zauber des Fusion-Festivals
Das Fusion-Festival gibt es seit 1997. Inzwischen ist es eines der größten Festivals in Deutschland. Trotzdem ist kaum etwas über die Fusion bekannt. Wir klären, was die Stimmung auf der Fusion ausmacht, wie das Festivalgelände aussieht und warum es den Veranstaltenden besonders um Kultur geht.
32 Floors, Bühnen und Veranstaltungsbereiche gibt es in diesem Jahr bei der 25. Fusion zu entdecken. Die Fusion ist mit 70.000 Besucher*innen eines der größten Festivals in Deutschland. Vieles ist dennoch nicht bekannt über das Elektro-Festival in Lärz in Mecklenburg-Vorpommern. Das liegt daran, dass die Fusion eines der wenigen großen Festivals ist, das auf ein wenig kommerzielles Image setzt.
Der Verein Kulturkosmos ist dafür verantwortlich, die Fusion zu organisieren. 20 Personen treffen die wichtigsten Entscheidungen des Festivals demokratisch. Den Veranstalter*innen ist es besonders wichtig, dass nicht zu viel von den Erlebnissen auf der Fusion in der Öffentlichkeit landet.
Das Mysterium Fusion
Nur durch Hörensagen und einige wenige Berichterstattungen aus dem Jahr 2019 ist es möglich, etwas über das Festival zu erfahren. 2019 hatte der Verein Kulturkosmos gezielt mit der Presse zusammengearbeitet, um einen größeren Polizeiansatz auf der Fusion zu verhindern. Vorher und seitdem möchte der Verein aber wieder dafür sorgen, dass auf dem Festivalgelände keine Presse unterwegs ist.
"Die Fusion ist ein Freiraum, wo wir sein können, wie wir sein wollen: frei und unkontrolliert… und das wollen wir nicht photographisch dokumentiert auf Insta oder Tiktok oder sonst wo wiederfinden."
Auf der Homepage und im Newsletter werden die Besucher*innen außerdem dazu aufgerufen, keine privaten Aufnahmen auf Social Media zu veröffentlichen. Auf dem Festivalgelände, einem alten Militärflugplatz, gibt es zudem kaum bis gar keinen Handyempfang. Wer sich auf der Fusion befindet, soll sich ganz auf das Erlebnis des Festivals einlassen, ohne zu filmen, schreiben die Veranstalter online.
Ein Festival, das ohne Werbung auskommt
Ebenfalls gibt es bei der Fusion keine Werbung und auch keine Sponsoren. Das Festival finanziert sich ausschließlich durch die Einnahmen der 70.000 Tickets. Diese werden in einem Verlosungsverfahren personalisiert vergeben.
"Wenn du mit deinem Anti-Repressionsverein eine Möglichkeit suchst, mit deinen Freundinnen und Freunden Geld für dein Projekt zu generieren, dann meldest du dich bei uns an."
Die Essensstände bieten vegetarisches und veganes Essen an, dabei ist es den Veranstaltern wichtig, dass es ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Um die Getränkestände kümmern sich ebenfalls Vereine, erklärt der Veranstalter Mark vom Kulturkosmos in einem Y-Kollektiv-Beitrag. Die Einnahmen des Getränkeverkaufs kommen damit Kulturvereinen und Förderung zugute.
Kultur und Kunst auf der Fusion
Besonders stark auf der Fusion vertreten sind verschiedene Kollektive, die die unterschiedlichen Bühnen gestalten. Da auf den Bühnen jeweils nur zwei Stunden am Mittag mit dem Programm pausiert wird, gibt es außerdem wesentlich mehr auftretende Musiker*innen, Workshops und Podiumsdiskussionen als bei anderen Festivals.
Einzelne Kunststände, wie beispielsweise ein Postamt, bei dem Postkarten selbst gedruckt und verschickt werden können, werden ebenfalls von Kulturvereinen betrieben. Diese können sich durch die Einnahmen auf der Fusion zusätzlich finanzieren.
Kontroversen über die Fusion
Besonders im Jahr 2019 hat die Fusion durch Kontroversen für Berichterstattungen gesorgt. Es wurden Vergewaltigungen auf dem Festival zur Anzeige gebracht. Und auch Videos, die heimlich in den Duschen aufgenommen wurde, wurden auf Pornoseiten veröffentlicht. Die Veranstalter gingen gegen die Filme vor, die anschließend aus dem Internet gelöscht wurden.
In diesem Jahr wurde am ersten Tag des Festivals ein Dealer festgenommen. Dieser Dealer hatte die blauen lebensgefährlichen "Blue Punisher" Ecstasy-Pillen zum Handel dabei.
Das Fusion-Festival versucht daher unter anderem mit Plakaten auf die überdosierten Pillen aufmerksam zu machen.
Gernot Rücker ist Mediziner und auf der Fusion Teil eines 400 Personen umfassenden medizinischen Teams aktiv. Er erklärt im NDR Interview, das das Festival seit Jahren medizinisch begleitet wird. Zu seinem Team gehören etwa 60 Ärzte, 180 Medizinstudierende, ein etwa 60-köpfiges psychologisches Team sowie Pflegerinnen und Pfleger, die für Notfälle auf dem Festival bereitstehen.