LieblingsmenschenWenn Freunde unsere Familie sind
Caro und Katha haben zu ihren Familien nicht das beste Verhältnis – aber sie haben einander. Die beiden Freundinnen sind unzertrennlich und stützen sich gegenseitig. Mit alternativen Familienmodellen kennt sich auch der Soziologe Janosch Schobin aus.
Sie haben sich während der Ausbildung kennengelernt. Heute sind sie seit zehn Jahren befreundet. Caro ist 26 und Katha 35 Jahre alt. Das Verhältnis zu ihren jeweiligen Familien ist nicht das beste – besonders nicht zu den Müttern.
Es hat sie zusammengeschweißt, dass sie durch gute und schlechte Zeiten gegangen sind, sagt Katha. Ihre Freundschaft wird das ganz Leben über anhalten, als so stark empfindet sie das gegenseitige Urvertrauen.
"Wir haben die schönen Dinge im Leben genossen, aber auch die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, miteinander geteilt."
Gegenseitiges Bestärken gehört zu ihrer Freundschaft dazu. Gegenseitige Kritik und allgemein Kritikfähigkeit auch. Die beiden haben insgesamt eine ganze Reihe von Umzügen zusammen gemacht, gemeinsam renoviert und Gestaltungsfragen diskutiert.
"Wir stellen uns auch Fragen, die vielleicht unangenehm sind, um dann aber auch daran zu wachsen."
Insgesamt machen sie gerne Sachen selber. Jahrelang hatten sie einen gemeinsamen Gemüsegarten.
Freundschaft in getrennten Räumen
Dauerhaft zusammen wohnen, wollen sie aber nicht. Das könnte ihre Freundschaft gefährden, da sind sie sich einig. Sie haben es sogar mal ausprobiert. Caro sagt: "Wir haben schon mal eine kurze Zeit zusammengewohnt und festgestellt: Wir würden doch gerne lieber befreundet bleiben, als gemeinsam zu wohnen."
Freundschaften sind Wahlbeziehungen. Sie können sich aber zu Wahlverwandtschaften werden, erklärt der Soziologe Janosch Schobin. Daraus könne sich dann eine Wahlfamilie entwickeln: " Ich würde sagen, das passiert da, wo man sich tatsächlich im Alltag stark aufeinander einlässt."
Wahlfamilie und Wahlverwandtschaft
Aufgrund des relativ hohen Wohlstands unserer Zeit sei die rechtliche Codierung von Beziehungen – durch die Ehe beispielsweise – in den Hintergrund getreten.
"Heute sind wir aufgrund des hohen Wohlstandsgrads, viel weniger auf diese rechtliche Absicherungen unsere Beziehungen angewiesen."
Er hat beobachtet, dass zwar die Zahl der sozialen Beziehungen insgesamt heutzutage eher gering, dafür aber von eher hoher Qualität ist. Auch durch Freundschaften ließen sich die wichtigsten Bedürfnisse regelmäßig und vorhersehbar absichern.