LiebesgeschichtenRed Flags in "Maxton Hall"

Kriegen sie sich oder nicht? Das ist die große Frage in jeder Liebesgeschichte. Genau darum geht es auch in der sehr erfolgreichen Serie "Maxton Hall". Aber wie gesund ist diese Liebesbeziehung? Zwei Paartherapeutinnen schauen sich das genauer an.

Ruby Bell und James Beaufort: Sie eine brave junge Frau aus armen Verhältnissen. Er ein absurd schöner Mann aus reichem Hause. Erst hassen sie sich, dann lieben sie sich. Aber seine Eltern lehnen die Beziehung ab. Das klingt nach einem klassischen Märchen. Ist aber der Stoff der aktuellen Serie "Maxton Hall", die auf Amazon Prime läuft. Kein nicht-englischsprachiger Serienstart war erfolgreicher. Auch ganz Tiktok spricht über die Serie.

Gegensätze sind eine schlechte Grundlage

"Maxton Hall" ist "Pretty Woman", "Dirty Dancing" und "Titanic" in einem. Nur deutlich schlechter produziert. Aber mit ähnlich vielen Klischees. Die Fans scheint das nicht zu stören. Aber was sagen Paartherapeutinnen zu dieser Liebesgeschichte?

Zunächst ein Blick auf die unterschiedliche Herkunft der beiden Hauptdarsteller: Gegensätze ziehen sich an, aber auf Dauer sind sie eine schlechte Grundlage, meint die Paartherapeutin Heike Melzer.

"All die Unterschiede, die sich anziehen, haben eine geringe Alltagstauglichkeit, weil Paare mit wahrgenommenen Ähnlichkeiten eher die Chance haben, dann auch durch das Leben gemeinsam zu gehen."
Heike Melzer, Paartherapeutin

Ein weiterer Punkt: James Beaufort ist in der Serie ein arrogantes Arschloch. Er will sich aber für Ruby Bell ändern, weil sie an das Gute in ihm glaubt. Eine tolle Motivation, aber für echte Veränderung braucht es schon etwas mehr, sagt Heike Melzer: "Eine andere Person kann so etwas wie eine Veränderung anstoßen. Aber dass man seine Persönlichkeit komplett verändert, das halte ich eher für unrealistisch. Man kann es vielleicht kurzfristig machen, aber langfristig kommt dann doch diese Kernpersönlichkeit wieder zum Vorschein."

Paartherapeutin: Hörner abstoßen ist wichtig

Dazu kommt: Die Hauptdarstellenden in Maxton Hall sind sehr jung. Mit knapp 20 den Lebenspartner oder die Lebenspartnerin kennenzulernen, hält die Paartherapeutin nicht für optimal.

"Es gehört auch zur eigenen Ergründung des sexuellen Profils dazu, dass man sich ein bisschen die Hörner abstößt und auch erst mal Erfahrungen sammelt. Und dazu darf es auch mal einen Wechsel geben." Die Expertin ist der Meinung, dass so etwas wie Trennungskompetenz eine nützliche Kompetenz fürs Leben ist.

Familie hat Einfluss auf Liebesbeziehung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Familie. Sie spielt aus Sicht der Paartherapeutin eine sehr große Rolle in Liebesbeziehungen: "Aus der ist man hervorgegangen, die hat einen geprägt und die beeinflusst einen ja auch noch weiterhin." Auch mit Blick auf das Thema Geld. Die Familie Beaufort ist schließlich sehr wohlhabend.

Wie wichtig ist Geld in der Beziehung?

Aber man muss diese Beziehung nicht unbedingt kritisch sehen. Denn sie hat auch einen gewissen emanzipatorischen Moment – ähnlich wie damals bei Julia Roberts und Richard Gere in "Pretty Woman", findet Autorin Simone Schlosser: "Denn für Ruby Bell ist dieses Geld bedeutungslos. Ihr geht es allein um seine Person."

Das wiederum ist dann doch eine ganz gute Grundlage für eine Beziehung, sagt die Paartherapeutin Chin-Ying Feurich: "James ist gutaussehend, reich und gewohnt, dass sämtliche Frauen ihm zu Füßen liegen, egal wie arschig er sich benimmt. Und genau diese Frauen sind aber überhaupt nicht interessant für ihn, sondern Ruby ist interessant für ihn, weil Ruby bleibt bei ihren Werten. Sie fordert ihn quasi auch heraus, seine eigenen Werte zu überprüfen."

"Und das ist genau eine wunderschöne Sache, die Beziehungen möglich macht, dass wir uns gegenseitig herausfordern, uns über unsere eigenen Werte klar werden und auch dann nach diesen Werten leben."
Chin-Ying Feurich, Paartherapeutin

Also vielleicht haben Ruby Bell und James Beaufort doch eine Zukunft. Wobei auch Chin-Ying Feurich zugeben muss, dass Monogamie im Grunde schon immer ein Konzept war, das der Natur des Menschen widersprochen hat.

Aber man kann es natürlich immer mal wieder probieren. Dann aber in Staffel zwei besser nicht direkt zusammenziehen: "Weil das Zusammenleben, das Zusammenwohnen in einer Wohnung für die meisten Paare eine riesige Herausforderung ist und fast mit Sicherheit dazu führt, dass ein Großteil der leidenschaftlichen Liebe verloren geht."