Liebe am ArbeitsplatzVerknallt im Büro
Eine Liebesaffäre in Regierungskreisen regt die Australier auf. Der Chef der beiden Verliebten will die Affäre verbieten. Das wird nicht einfach - in Deutschland wäre das unmöglich.
Verlieben kann man sich an den unterschiedlichsten Orten: im Club und in der Kneipe, im Park oder in der Eisdiele und natürlich auch am
Arbeitsplatz. Das kommt gar nicht so selten vor. Jeder vierte Deutsche hat sich nach einer Forsa-Umfrage schon einmal am Arbeitsplatz verliebt.
Barnaby Joyce ging es ähnlich. Der australische Vize-Premierminister, verheiratet, vier Kinder, hat sich in seine Medienberaterin Vikki Campion verliebt. Sie ist jetzt schwanger. Die Geburt von #barnababy ist für April ausgerechnet. Premierminister Malcom Turnbull will grundsätzlich gegen Liebschaften in Regierungskreisen vorgehen.
"We have to acknowledge, that we must have a higher standard."
Mit we meint der australische Regierungschef sich und die anderen Minister. Mit standard, die Frage, inwiefern sich ein Minister verlieben darf. Nach Ansicht von Turnbull gar nicht mehr. Ein Liebesverbot. Wäre das bei uns auch möglich?
"Einem Verbot von Liebesbeziehungen ist in Deutschland durch verschiedene Arbeitsgerichte eine Absage erteilt worden."
In seltenen Fällen beschäftigt Liebe am Arbeitsplatz die Gerichte: Das Arbeitsgericht Berlin hat entschieden, dass die Anknüpfung und Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen am Arbeitsplatz grundsätzlich Privatsache der Beteiligten bleibt.
Geschützt durch das Grundgesetz
Gegenstand eines Arbeitsverhältnisses ist erstmal nur die Arbeitsleistung, sagt Maas. Private Beziehungen unter Kollegen sind damit grundsätzlich erlaubt. Sie fallen auch im Arbeitsverhältnis unter das in Artikel 2 Absatz 1 garantierte Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit.
Auch wenn etwa jeder zweite in Deutschland einer Beziehung im Job kritisch gegenüber steht, ist es gut zu wissen, dass einem rechtlich nichts passieren kann - sollten die Gefühle verrückt spielen. Ein Präzedenzfall zum Thema Liebe am Arbeitsplatz hat 2005 für Klarheit gesorgt.
"Berühmt geworden ist das Flirtverbot der amerikanischen Handelskette Walmart."
Walmart wollte damals allen in den deutschen Filialen beschäftigen Mitarbeitern durch eine Verhaltensrichtlinie untersagen, Liebesbeziehungen einzugehen. Diese Verhaltensrichtlinie sah vor, dass vom Flirten über das Rendezvous bis hin zur Partnerschaft jegliche Beziehung unter den Arbeitnehmern verboten werden sollte, sagt Eric Maas.
Nicht nur das: Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter sollten dem Arbeitgeber mitteilen, wenn Kollegen eine Liebesbeziehung eingehen.
Präzedenzfall Walmart
Eine Hotline sollte die Daten erfassen, ein Liebesverbots- und Denunziationssystem wäre entstanden. Das hat das Arbeitsgericht Wuppertal abgelehnt. Walmart ging in Berufung vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf. Auch dort hatte das Unternehmen keinen Erfolg.
An dem Beispiel kann man deutlich die Unterschiede zwischen deutschem und anglo-amerikanischem Rechtsverständnis erkennen. Walmart hat versucht der Möglichkeit vorzubeugen, dass Mitarbeitern aus einer Liebesbeziehung Vor- oder Nachteile erwachsen, erklärt der Arbeitsrechtler.
Liebe am Arbeitsplatz, eine Herausforderung, allemal, wenn ein Hierarchiegefälle besteht. Andererseits: Das kümmert die Liebe am Arbeitsplatz im Zweifelsfall alles herzlich wenig, sagt die Unternehmens- und Wirtschaftsberaterin Jutta Bönig.
"Es ist egal, wo sie einen erwischt. Man kann Liebe nicht in Gesetze packen. Egal ob Liebe passiert oder Liebe erlaubt ist. Ja, weil Liebe ist einfach … Magie."
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