Geflüchtete im LibanonFlüchtlingshelferin: "Diese Zeltschulen brauchen wir noch Jahre"
Analphabeten haben auch in einem friedlichen Syrien keine sichere Zukunft, davon ist Jacqueline Flory überzeugt. Sie wollte Geflüchteten wirklich langfristig helfen. Deswegen hat sie im Libanon Schulen gebaut - 13 stehen schon.
Jacqueline Flory ist eigentlich Dolmetscherin und lebt mit ihrer Familie in München. Als 2015 und 2016 sehr viele Flüchtlinge in Deutschland ankamen, hat sie beschlossen, Menschen auf lange Sicht zu helfen – am besten in der Nähe ihrer Heimat. Sie wollte dem Gefühl völliger Machtlosigkeit – angesichts der Not der Geflüchteten – etwas entgegensetzen.
Bildung für Tausende Kinder
Inzwischen hat sie den Bau von 13 Schulen auf der Bekaa-Ebene im Libanon organisiert. Ihr Verein heißt Zeltschule und versorgt mittlerweile jeden Monat ungefähr 20.000 Menschen. Täglich werden gut 4000 Kinder unterrichtet. Laut der libanesischen Regierung leben mehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge in den Flüchtlingscamps im Land – neben rund 4,5 Millionen Libanesen. Kein anderes Land hat im Verhältnis zur Größe der eigenen Bevölkerung so viele syrische Flüchtlinge aufgenommen.
Hälfte der Geflüchteten sind Kinder
Ungefähr die Hälfte der syrischen Flüchtlinge im Libanon sind Kinder. In den allermeisten Fällen können sie nicht zur Schule gehen. Jacqueline berichtet, dass viele geflüchtete Erwachsene keine Arbeitserlaubnis im Libanon bekommen, dort oft keine Fahrerlaubnis und keine Konten haben. Häufig müssen geflüchtete Kinder arbeiten, um die Familien zu versorgen. Deswegen haben Jacqueline und ihr Verein die gesamte Versorgungslage der Familien im Blick.
"Aufgrund des Arbeitsverbots für die erwachsenen Syrer ist die einzige Möglichkeit für diese Familien zu überleben, dass die Kinder tagsüber als Erntehelfer auf den Feldern arbeiten und so Geld verdienen."
Die Zeltschulen, die Jacqueline mit ihrem Verein errichtet, sind schlicht: Ein Holzgerüst im Boden, und darum gewickelt mehrere Schichten recyceltet Zeltplane. Innen befinden sich Tische, Bänke und eine Tafel. Dort lernen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren Lesen und Schreiben. Sie werden von syrischen Lehrern unterrichtet, die meist selbst geflohen sind.
"Wir dürften keine Schule aus Stein oder Holz bauen, weil der Libanon einfach diese Erfahrung mit palästinensischen Flüchtlingen gemacht hat, die nicht mehr gegangen sind."
Die größte Schule hat 60 Quadratmeter. Zum Lernen werden die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt:
- Die kleinen, Fünf- bis Siebenjährige (Vormittagsunterricht)
- Die mittleren, Acht- bis Elfjährige (Nachmittagsunterricht)
- Die großen, Zwölf- bis 14 Jährigen (Abendunterricht
"So können wir gewährleisten, dass jedes Kind jeden Tag unterrichtet wird."
Im Gespräch (oben im Menü auf den kleinen, grünen Play-Button klicken) erklärt Jacqueline, wie sie im Libanon mit weiteren Organisationen zusammenarbeitet, warum die Vereinten Nationen ihrer Meinung nach im Libanon versagt haben und warum für Hilfe, die auf Spenden setzt, die Gründung eines Vereins nötig ist.
Außerdem erzählt sie, von dem starken Wunsch der Kinder nach Unterricht und erklärt, warum kleine Schwierigkeiten in Flüchtlingslagern zu großen Schwierigkeiten werden können.
"Alle Probleme, die es bei uns gibt, gibt es dort auch. Nur sind die Menschen eben noch zusätzlich in der Fremde, in diesem Flüchtlingscamp."