Olympiateilnehmer untersuchtLeistungssportler sterben früher

Sport bringt den Kreislauf in Schwung und hält Körper und Geist fit. Doch anscheinend gibt es auch eine Grenze. Und die ist der Leistungssport. Eine neue Studie zeigt: Je größer der Erfolg, desto höher das Sterberisiko.

Ein Leistungssportler ist weitaus größeren Belastungen ausgesetzt als jemand, der hobbymäßig laufen geht oder Fahrrad fährt. Dass diese Belastungen zu einem erhöhten Sterberisiko beitragen können, ist schon länger bekannt.

Allerdings wurde dazu bisher nicht sehr viel geforscht, und die Daten, die es gibt, kommen vor allem aus dem Ausland. Sie können aufgrund kultureller Unterschiede nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen werden, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff.

Bisher größte Studie

Bisher gab es in Deutschland nur eine Studie zur Mortalitätsrate von deutschen Fußball-Nationalspielern, schreibt der Sportwissenschaftler Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz. In seiner jetzt veröffentlichten Studie hat er die Datenlage erweitert und alle deutschen Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer von 1956 bis 2016 untersucht. Insgesamt waren das 6066 Personen, die mindestens einmal an Olympischen Spielen teilgenommen haben.

Die Daten dieser Personen wurden schließlich mit denen der Durchschnittsbevölkerung abgeglichen.

Lutz Thieme hat dazu die Daten der Human Mortality Database verwendet, ein internationales Kooperationsprojekt. In dieser Datenbank werden Geburts- und Sterbedaten der Gesamtbevölkerung verschiedener Länder gesammelt. Daraus werden unter anderem die Sterberaten berechnet, die auch Versicherungen verwenden.

"Die Olympiateilnehmenden sterben im Schnitt eher als die Durchschnittsbevölkerung. Und ein besonderes Sterberisiko haben offenbar Medaillengewinner."
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Der Vergleich der Sterberaten von deutschen Olympiateilnehmern und Personen der Gesamtbevölkerung der gleichen Zeitabschnitte und Altersgruppen ergab, dass Olympiateilnehmende im Schnitt eher sterben.

Außerdem zeigen die Studiendaten, dass anteilig mehr Männer sterben als Frauen und dass von den westdeutschen Olympiateilnehmern anteilig mehr gestorben sind als von den ostdeutschen.

Genaue Ursachen müssen weiter erforscht werden

Warum das Sterberisiko bei Leistungssportlern höher ist, kann die Studie von Lutz Thieme nicht beantworten. Dafür ist die Datenlage noch zu dünn. Die Studie soll erstmal den Forschungsstand erweitern.

Außerdem schreibt Lutz Thieme in seiner Studie, dass er nur einige sportspezifische Risikofaktoren untersuchen konnte. Zahlreiche Daten und Informationen konnte er nicht berücksichtigen, da er keinen Zugriff auf sie hat.

Studie trägt zu Anerkennung bei

Trotz der dünnen Datenlage gibt es auch in der Studie ein klares Fazit: Spitzensportlerinnen und -sportler sind eine Risikogruppe. Das erhöhte Sterberisiko könnte im Hinblick auf die diskutierte Sportlerrente beachtet werden. Auch deswegen, weil Spitzensportler vom Staat gefördert werden.