Deutsche EinheitOst-Uni mit Westimport
Vor 25 Jahren wurde aus zwei bis dahin völlig getrennten Wissenschaftslandschaften, eine einzige. Plötzlich gehörten die Universitäten im Osten und Westen irgendwie zueinander, mit teils dramatischen Folgen.
Die Unis im Osten veränderten sich enorm. Erst kamen Professoren aus dem Westen, dann, nach und nach, auch Studierende. Alle Mitarbeiter wurden überprüft. Dabei ging es nicht allein um die Frage, wer für die Stasi gearbeitet haben könnte, sondern auch um die fachliche Qualifikation der Lehrenden.
"Kommt ein Kollege auf mich zu und sagt: 'Ach Sie sind der Kollege, der mir meine Stelle wegnimmt!'"
Alle Professoren, egal wie erfahren sie waren, mussten vor Fachkommissionen noch einmal unter Beweis stellen, dass sie tatsächlich etwas von ihrem Fach verstanden. Das war entwürdigend, fanden viele. Manche weigerten sich - und verloren prompt ihren Job.
"Das waren Menschen, die möglicherweise ihr gesamtes Arbeitsleben lang treu ihrer jeweiligen Hochschule gedient hatten, hoffnungsfroh skandiert haben 'Wir sind das Volk!' und die sich plötzlich als überflüssig erwiesen."
Was geschah vor 25 Jahren an den Unis im Osten? Darüber diskutieren vier Akteure von damals. Sie alle waren mit der Universität Leipzig verbunden und haben deren Entwicklung entscheidend geprägt.
- Der CDU-Poltiker Hans Joachim Meyer war Wissenschaftsminister in Sachsen
- Peer Pasternack ist Soziologe und war Studentensprecher der Uni Leipzig
- Pirmin Stekeler-Weihofer kam 1992 als Gründungsprofessor für Theoretische Philosophie an die Uni Leipzig
- Cornelius Weiss ist SPD-Politiker und der ehemalige Rektor der Uni Leipzig
- Die Diskussion geleitet hat die FAZ-Redakteurin Heike Schmoll
"Vom geteilten zum vereinten Deutschland - Wissenschaftspolitik und ihre Folgen“ - so lautet der Titel der Podiumsdiskussion. Stattgefunden hat sie am 23. September 2015 an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig.