Alternativen zu TierversuchenTierfrei forschen
Statt an lebenden Kaninchenaugen zu testen, können auch tote Rinderaugen aus dem Schlachthof verwendet werden - das ist einer der Erfolge von Forschern, die Alternativen zu Tierversuchen entwickeln.
Um herauszufinden, wie ein bestimmter Stoff wirkt, gibt es eine Testmethode, die seit 70 Jahren fast unverändert ist: Man spritzt diesen Stoff einem Kaninchen ins Augenlid. "Es ist eigentlich unerhört, das man so etwas in der Wissenschaft noch macht", sagt Marcel Leist, Professor an der Universität Konstanz, der Alternativen zu Tierversuchen erforscht. Denn es gäbe inzwischen Testmethoden, die ohne Tiere auskommen und noch dazu zuverlässiger sind.
Leist sagt, es gibt insgesamt erstaunlich viele Bereiche, in denen ohne Tiere geforscht wird: "Ohne die entwickelten Alternativen wären wir vermutlich bei der dreifachen Anzahl an Tierversuchen."
Direkt mit menschlichen Zellen arbeiten
Alternativen zu Tierversuchen zu entwickeln ist schwierig. Eine neue Substanz wird auch deshalb Tieren verabreicht, um zu erforschen, in welchem Teil des Körpers sie aktiv ist, zum Beispiel welche Organe von ihr betroffen sind. Alternativ kann man zwar die Substanz Zellkulturen verabreichen, die die jeweiligen Organe abbilden - einen kompletten Körper nachzubilden ist aber schwierig. Ein Vorteil haben Zellkulturen aber: Man kann direkt mit menschlichen Zellen arbeiten.
Neben den Zellkulturen gibt es viele weitere Alternativen zu Tierversuchen. Statt das Gehirn eines Menschenaffens zu untersuchen, könnten menschliche Gehirne direkt mit einem Computertomografen untersucht werden. Tierversuchsbefürworter sagen aber: Damit finden wir nicht so viel heraus wie mit den Affenversuchen.
"Dann fehlt uns vielleicht Wissen"
Marcel Leist beobachtet in der vergangenen Zeit ein abnehmendes Interesse an Tierversuchen in der Bevölkerung. Auch Studenten hätten keine großen Probleme damit, mit Tieren zu arbeiten. Er sagt aber auch: Wenn wir sofort auf Tierversuche verzichten, fehlt uns in zehn, fünfzehn Jahren vielleicht Wissen für neue Therapieansätze. Denn Tierversuche sind Grundlagenforschung. Kurzfristig gedacht: Ohne Tierversuche ändert sich für uns in den nächsten fünf Jahren gar nichts.