Kritik am BildungssystemLehrer Bob Blume: Schule geht auch besser
Wenn es darum geht, was am Bildungssystem verbessert werden könnte, redet sich Bob Blume auch schon mal in Rage. Er ist leidenschaftlich gerne Lehrer und weiß: Im Bildungssektor muss sich was ändern. Hier zeichnet er seine Vision von einem guten Schulalltag.
Bob Blume liebt seinen Job. Als Lehrer unterrichtet er die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte. Aktuell macht er das an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Eigentlich wollte Bob Blume aber nie Lehrer werden. Die Idee, sein Studium in ein Lehramtsstudium umzuwandeln, kam ihm im fünften Semester.
Als Bob Blume während eines Praktikums dann zum ersten Mal an einer Schule unterrichten sollte, hat er sich fundamental überschätzt, sagt der heute 40-Jährige über sich selbst. Für ihn war damals klar: Lehrersein bedeutet in erster Linie vor einer Klasse stehen und den Schüler*innen ein Thema vermitteln. "Wenn es nur ums Unterrichten geht, wäre das einer der besten Jobs, die es gibt", sagt er.
Heute weiß Bob Blume, wie viel mehr zum Lehreralltag dazugehört. Da ist die Vor- und Nachbereitung der Unterrichtsstunden, das pädagogische Arbeiten, das soziale Miteinander, die Arbeit im Kollegium, die Schulentwicklung, die Digitalisierung und noch vieles mehr.
"Ich glaube, grundsätzlich ist es so, dass zu viel auf einmal gewollt wird."
Der Anspruch an Lehrkräfte ist groß. Ebenso groß sind die Probleme, die der Lehrer im aktuellen Bildungssystem sieht. Deshalb ist Bob Blume auch als Influencer und Aktivist unterwegs. Als "Netzlehrer" postet er auf Social Media vieles aus seinem Schulalltag und spricht dort beispielsweise über die Herausforderungen des Referendariats, die Chancen der Digitalisierung und politische Themen.
Lernen: Qualität statt Quantität
Bob Blume fordert eine Änderung des Bildungssektors. Eine seiner zentralen Forderungen ist, ausgewählte Lerninhalte in ihrer Tiefe zu betrachten, anstatt Schüler*innen möglichst viele Themen an der Oberfläche beizubringen. "Wir müssen davon weg, Schülerinnen und Schülern alle möglichen Kleinigkeiten mitzugeben. Das ist unglaublich ermüdend", erklärt er.
Als Beispiel nennt er den Mathe-Unterricht. Im Gespräch mit Hochschul-Dozent*innen und anderen Mathe-Lehrkräften hat Bob Blume festgestellt, dass "in Mathe Dinge durchgenommen werden, die selbst dann keine Rolle spielen, wenn man hinterher Mathe studiert." Einen richtigen Mehrwert hat das also nicht.
"Wir müssen davon weg, dass wir versuchen, dass Schülerinnen und Schülern kleine Universalgenies werden."
Der Unterricht solle daher so gestaltet werden, dass in der Schule Themen gelehrt werden, die die meisten Menschen auch in ihrem Alltag betreffen. Bezogen auf den Mathe-Unterricht könnten das etwa Themen wie Statistik, exponentielles Wachstum oder Algorithmen sein, so der Lehrer. Gleichzeitig komme es darauf an, den Schüler*innen zu erklären, warum diese Themen wichtig sind.
Bob Blume hält vier Aspekte für entscheidend, die das Schulsystem Kindern und Jugendlichen unbedingt vermitteln sollte:
- Ich weiß, wie ich lerne.
- Ich habe Lust, zu lernen.
- Ich habe Selbstwirksamkeit erfahren.
- Ich weiß, dass meine eigene Partizipation etwas bringt.
Dafür brauche es allerdings ein Umdenken – und Durchhaltevermögen.
"Es macht so einen Bock zu sehen, wie Schülerinnen und Schüler Spaß daran haben zu lernen."
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Bob Blume noch mehr darüber, was er von Noten und der Einteilung der Lerninhalte in Fächern hält. Es geht auch um die Work-Life-Balance im Lehrer*innenberuf und seine Arbeit im Netz. Klickt dafür oben auf den Play-Button.