Lehren aus den Paradise PapersInvestieren ohne schlechtes Gewissen – geht das?
Selbst Weltverbesserer Bono taucht jetzt in den Paradise Papers auf, schiebt die Schuld aber auf seine Anlagenberater. Hat er Recht? Und wie ist das mit uns - können wir davon ausgehen, dass unsere Berater und Pensionskassen unser Geld ausschließlich in "gute" Geschäfte stecken?
Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsexperte Jörg Brunsmann hat mal ein paar Unternehmen rausgesucht, von denen die Experten sagen: Wenn ihr da in den letzten Jahren investiert hättet, hätte es sich richtig gelohnt.
- Fuchs Petrolub produziert Öl- und Chemieprodukte und ist der weltweit größte, unabhängige Anbieter von Schmierstoffen
- Symrise stellt Geschmacks- und Geruchsstoffe her, die man für Parfüms und Kosmetika braucht und die auch in Lebensmitteln vorkommen
Tückische Aktienfonds
Erdöl, Chemie… Unser Moderator hätte sein Geld lieber nicht in eines dieser Unternehmen gesteckt. Auch Waffenproduzenten sind bei den erfolgreichen Unternehmen dabei.
"Es lässt sich fast überall etwas finden, warum ihr nicht investieren wollt."
Wenn ihr gerade anfangt, nach einer Geldanlage zu schauen, zum Beispiel als Berufsanfänger, dann bekommt ihr häufig den Tipp: Schauen Sie nach Aktienfonds, also Anlagen, wo die Aktien ganz vieler Unternehmen drin sind. Problem: Da wird fast immer was dabei sein, wo ihr Zweifel bekommen könntet, da euer Geld reinzustecken.
Das Ausschlussprinzip: "Ethische Geldanlagen"
Eine mögliche Lösung: Ihr sucht euch nicht aus, in welche Unternehmen ihr investieren wollt – sondern in welche auf keinen Fall. So machen es auch die Profis, erklärt Jörg. Eine ganze Reihe Unternehmen bieten "ethische Geldanlagen" an. Die meisten haben Folgendes auf der schwarzen Liste:
- Waffenhersteller / Rüstungsindustrie
- Kinderarbeit
- Missachtung von Umweltgesetzen
- Alkohol
- Drogen
- Glücksspiel
Leider lässt sich aber meistens genau damit am meisten verdienen, sagt Jörg.
"Je dreckiger eine Anlage, desto höher die Rendite."
Wer Menschen ausbeutet – etwa über niedrige Löhne bei der Herstellung von Klamotten oder Smartphones – erzielt am Ende einen höheren Gewinn.
Vorsicht vor "Greenwashing"
Schwierig wird es natürlich, wenn die Firmen "Greenwashing" machen, also sich selbst ein besseres Image verpassen. Dann kann es euch gehen wie Bono: Ihr denkt, euer Geld ist sauber investiert – und dann taucht ihr in den Paradise Papers auf. Auch jemandem, der nur auf den Gewinn schaut, kann so etwas passieren, sagt Jörg.
"Sauber investieren macht Arbeit: Ihr müsst euch die Firmen genau angucken, denen ihr euer Geld gebt."
- Was macht das Unternehmen ?
- Wie kommt es auf den Gewinn, den es euch verspricht?
- Wie offen ist es? Bekommt ihr vernünftige Antworten auf eure Fragen?
In den Presseunterlagen und auf der Homepage stehen natürlich vor allem Sachen, die die Firmen gut aussehen lassen, gibt Jörg zu bedenken.
Qualitätssiegel für ethisches Investieren
Wer wirklich sichergehen will: Es gibt auch Qualitätssiegel für ethisches Investieren.
- Die Firma lässt sich von unabhängigen Experten durchleuchten – wenn alles okay ist, gibt es das Siegel
- Mittlerweile ist das gerade für öffentliche Investoren wichtig, denn auch denen rutscht mal was durch
Ein aktuelles Beispiel: Der NRW-Pensionsfonds war bis vor einiger Zeit am umstrittenen belgischen Atomkraftwerk Tihange beteiligt. Das war weniger böse Absicht, sondern hat sich einfach gelohnt.
Journalisten haben das aufgedeckt und die Landesregierung hat danach gesagt: Stimmt, so geht es nicht. Seit Kurzem investiert der NRW-Pensionsfonds jetzt nur noch in nachhaltige Geldanlagen. Dabei orientieren sie sich eben an einem dieser Qualitätssiegel.