WirtschaftLeerstehende Gewerbeimmobilien: Könnten sie eine Finanzkrise befeuern?
Leerstehende Gewerbeimmobilien sind ein Problem, weil sie nicht nur den Einzelhandel betreffen, sondern viele verschiedene Branchen. Und auch die Banken, die hauptsächlich diesen Bereich finanzieren, leiden unter der Misere und gehen mitunter deswegen bankrott.
Vielen von uns kaufen inzwischen lieber im Netz ein und schicken Sachen wieder zurück, wenn sie ihnen nicht gefallen. Dadurch lohnt es sich sowohl für viele kleinen Einzelhändler als auch für große, namhafte Kaufhäuser oft nicht mehr teure Ladenlokale in den Innenstädten zu führen. Zudem haben sich in vielen Branchen während der Pandemie unterschiedlichste Homeoffice-Regelungen durchgesetzt, sodass viele Unternehmen mit weniger Büroräumen auskommen als zuvor.
"Wir haben Trends: Homeoffice zum Beispiel wird natürlich zum Teil bleiben. Einzelhandel - da bleiben die Kunden auch aus und viele kaufen online. Gastronomie - da fehlt vielen Leuten gerade das Geld."
Die Gastronomen wurden von den Lockdowns in der Pandemie stark gebeutelt – viele haben während dieser Zeit oder kurz danach ihr Geschäft dicht gemacht. Auf die Pandemie folgte die Inflation, die die Gastronomen nun vor neue Herausforderungen stellt.
Große Trends, die bestehen bleiben
Viele Gewerbetreibenden versuchen zurzeit den Raum, den sie zur Verfügung haben, zu verkleinern, indem sie beispielsweise untervermieten. "Das ist kein Tal, wo wir durchmüssen, weil wir einfach Trends wie Homeoffice haben, die zum Teil bleiben werden", sagt der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven.
Die Nachfrage bei Immobilien habe massiv nachgelassen, das bestätige auch eine große Umfrage des Immobilienportals "Immobilienscout24", die besagt, dass sie um 25 Prozent zurückgegangen sei, sagt der Wirtschaftsjournalist. Und das gilt auch für die großen Metropolen wie Frankfurt, München und Berlin.
Gewerberäume in Wohnungen umzuwandeln, könnte aufwendig und langwierig sein
Wohnungen zu finden, ist in vielen Städten schwierig, deswegen gibt es Stimmen, die sich dafür aussprechen leerstehende Gewerberäume in Wohnungen umzuwandeln. Das wäre auch für die Investoren besser, weil die Immobilien dann einen höheren Wert hätten. Aber aufgrund des bestehenden Baurechts und der Art der Nutzung, die für Gewerbeimmobilien vorgeschrieben ist, könnte das Jahre dauern.
Zudem muss man für die Umwandlung, das heißt, die Sanierung der Räume einen Bauantrag stellen und auch die jeweilige Eigentümergemeinschaft muss sich mit der veränderten Nutzung einverstanden erklären. Durch diese vielen Instanzen, die davon betroffen sind, könnte sich das schwierig gestalten.
Sorge, dass noch mehr Banken in Schieflage geraten
Denn der massive Einbruch auf dem Markt für Gewerbeimmobilien trifft auch diejenigen, die große Summen darin investieren: Privatanleger, Investoren und Banken. Und es wirkt sich zudem auch auf die Baubranche aus.
Es heiße, dass uns eine Finanzkrise drohe, aber diese sei bisher nicht existent, sagt Nicolas Lieven. Man müsse jetzt erst mal schauen, wie sich die Inflation und die Wirtschaft entwickeln, sagt der Wirtschaftsjournalist. Aber trotzdem auch mit bedenken, dass mit der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der First Republic Bank drei Banken pleite gegangen sind. Jetzt fürchten Experten um die Existenz von rund 5000 Regionalbanken.
Wenn der Werteverfall so weitergehe, dann drohe uns möglicherweise eine Finanzkrise, "aber so weit sind wir noch nicht", ist das Fazit, das der Finanzjournalist Nicolas Lieven zieht.
"In den USA finanzieren es vor allem die Regionalbanken und da hat man total Angst davor, das nochmal welche in Schieflage geraten. Die vergeben zum Teil keine Kredite mehr."