LederUnfaire Bedingungen
Leder gerben kann eine ziemliche Schweinerei für die Umwelt und die Arbeiter sein. Wer auf Fairtrade- und Bio-Siegel achtet, muss lange suchen. Die Siegelvergabe bei Leder steht noch ganz am Anfang.
Für die meisten Lederprodukte wird chromgegerbtes Leder verwendet. Bei 85 Prozent der Gerbeverfahren werden Chromsalze verwendet. In Ländern wie Marokko, Indien oder Bangladesch wird die Chromlauge meist über die Abwässer in Flüsse geleitet - eine regelrechte Umweltschweinerei. Die Arbeiter, die die Felle gerben, arbeiten häufig mit bloßen Händen und Füßen in den Chromlaugen und atmen die giftigen Dämpfe ein. Die Chromsalze greifen die Haut an und führen zu Hautausschlägen. Nicht selten werden Kinder in den Gerbereien in Bangladesch eingesetzt. Die Stiftung Warentest hat selbst noch in den Schuhen, die wir hier in Deutschland kaufen, Chromrückstände festgestellt.
Vor diesem Hintergrund wäre ein Fairtrade-Siegel, das Produktionsbedingungen zertifiziert, bei denen auf Arbeitsschutz und umweltschonende Verfahren geachtet wird, für uns Verbraucher hilfreich. Doch das gibt es nicht, weil es für die Fairtrade-Organisationen bislang noch sehr schwierig ist, ein Produkt wie Leder mit komplexen Liefer- und Produktionsketten zu zertifizieren. Bei einzelnen Rohstoffen wie Kaffee, Bananen oder Kakao ist das viel einfacher.
Faires Leder
Einzelne Firmen versuchen, das Leder unter nachhaltigen Bedingungen herzustellen. Die Firma Oliberte ist das erste Unternehmen, das für seine fairgehandelten Schuhe ein Siegel der US-amerikanischen Fairtrade-Organisation erhalten hat. Die gesamte Lederherstellung für die Schuhe findet in Äthiopien statt.
"Firmen müssen von selbst anfangen und die Produktion verändern und wir als Käufer müssen eben auch immer nachfragen, um zu zeigen, dass das ein Thema für uns ist."
In Deutschland gibt es Firmen, die Tierhäute mit pflanzlichen Stoffen gerben lassen. Ecopell beispielsweise verwendet Tierhäute von bayerischen Kühen, die teilweise sogar aus artgerechter Haltung stammen. Sie lassen in Bayern gerben und verkaufen das Leder an Schuhhersteller.
In Rostock hat sich die Firma Gusti ihre eigene Lieferkette aufgebaut. Sie stellt hauptsächlich Taschen aus Ziegenleder her. Die Firma arbeitet mit Familienbetrieben in Indien zusammen, die die Ziegen züchten und deren Häute mit pflanzlichen Gerbstoffen gerben. Regelmäßig lässt Gusti vor Ort kontrollieren ob der Arbeitsschutz eingehalten wird und die Arbeiter Schutzkleidung tragen. Kinderarbeit ist untersagt.
Mehr über die Lederherstellung:
- Schuhindustrie: Verseuchtes Leder | Gespräch mit Anton Pieper vom Südwind Institut auf DRadio Wissen
- Die Leder-Produktion in Bangladesch stinkt zum Himmel | Artikel in der Wirtschaftswoche
- Moderne Sklavenarbeit: Ledergerbereien in Italien | Bericht auf br.de
- Nachhaltigkeit: Die voll korrekte Lederjacke | Artikel auf Zeit Online