LebensmittelunverträglichkeitSind wir Ernährungshypochonder?
Laktoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit, Nussallergie - viele bilden sich eine Lebensmittelallergie oder –unverträglichkeit nur ein, sagt der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. Und schaden damit vor allem tatsächlich Betroffenen.
Die Probleme mit Nahrungsmitteln haben zugenommen, da sind sich Experten sicher. Die Frage ist nur: Haben Betroffene wirklich gesundheitliche Probleme mit bestimmten Lebensmitteln? Oder glauben sie nur, welche zu haben?
Laut der Gesellschaft für Ernährung sind nur 2 bis 4 Prozent der Deutschen nachweislich intolerant gegenüber bestimmten Grundnahrungsmitteln. Und dann gibt es diejenigen, die keine gesicherte Diagnose vom Arzt haben.
"Menschen, die nicht sicher wissen, ob sie tatsächlich diese Lebensmittel nicht vertragen, oder nur so tun und keine gesicherte Diagnose vom Arzt haben, könnten Ernährungshypochonder sein."
Genaue Zahlen, die belegen, wie viele Menschen sich eine Unverträglichkeit nur einbilden, gibt es keine. "Es ist letzten Endes eine gefühlte Unverträglichkeit bei denen, die denken, es wäre gesünder, weil vielleicht irgendein Promi gesagt hat, mit glutenfreier Diät nimmt man besser ab", sagt der Ernährungswissenschaftler.
Dennoch, dass "in Zeiten des heutigen Ernährungswahns" die Zahl der Ernährungshypochonder ansteige, so Knop, "sieht man auch daran, dass die Umsatzzahlen dieser Spezialprodukte zum Beispiel ohne Gluten wesentlich stärker steigen, als die tatsächlichen Diagnosen."
Grundsätzlich, sagt Knop, sollen die Menschen natürlich essen, was sie wollen: "Wenn jemand sagt, ich bezahle für ein Päckchen Nudeln ohne Gluten anstatt 50 Cent 1,50 Euro, wenn ihm das einfach viel besser schmeckt, gibt es dazu gar nichts zu sagen". Problematisch können die vermeintlichen Ernährungshypochonder nur für diejenigen werden, die wirklich nicht mehr alles essen können, mahnt Knop:
"Durch die inflationären Unverträglichkeiten kann es sein, dass die tatsächlich Betroffenen nicht mehr so richtig ernst genommen werden."
Bessere Aufklärung von Ernährungswissenschaftlern und Ärzten würde auch nicht viel nützen, glaubt Knop: "Die Leute möchten das glauben, weil es ihnen Spaß macht. Es ist ein Modetrend, der in Zeiten des Ernährungswahns momentan läuft". Größere Sorgen um die Gesundheit müssen wir uns aber nicht machen, sagt Knop: "Weil jeder denkt, er hätte irgendwas, wird es niemanden schaden, so Knop:
"Das ist kein großes Problem, über das man lange rumdiskutieren muss. Das wird verschwinden, wie jede andere Ernährungsmode auch."