Lebensmittel aus InsektenGrillen knabbern, Ressourcen schonen
Um ein Kilogramm Rindfleisch zu erhalten, sind zehn Kilo Futter nötig. Für ein Kilo Grillenfleisch, müssen nur 1,7 Kilogramm an die kleinen Tierchen verfüttert werden. Noch Fragen?
Nicht nur wird massig Futter gespart, auch Treibhausgase entstehen bei der Grillenproduktion kaum, zudem ist der Wasserverbrauch ziemlich niedrig. Das klingt alles ziemlich überzeugend. Aber schmeckt es denn auch?
"Wir essen natürlich selber welche. Das ist wie bei Erdnüssen, die gibt es ja auch nicht jeden Tag."
Grillen geröstet gehen gut im Omelett, im Salat oder über Tagliatelle - vor allem die mit rosa Pfeffer kommen ganz gut. Das behaupten zumindest Josef Hirte und Mathias Rasch aus München. Sie haben das Startup Wicked Cricket gegründet und verkaufen geröstete Grillen in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Grillen schmecken nach Popcorn, nussig und umami
Es gibt schon einige Kochbücher zum Thema Insekten. Manche empfehlen Nudelgerichte, oder zeigen, wie Insektenmehl hergestellt wird - für süße Cookies mit Megaproteingehalt. Insekten essen, wirkt in Deutschland aber noch ziemlich speziell. Im Freundeskreis von Josef Hirte und Mathias Rasch ist es längst normal.
"Es probiert fast jeder."
Vor über drei Jahren habe die beiden begonnen im eigenen Keller Grillen zu züchten. Heute arbeiten sie mit einem Lieferanten aus Holland zusammen und nutzen Gewerbeküchen, um die Tiere zuzubereiten. Kritik erhalten sie kaum. Nur das den Insekten anhaftende Ekelimage macht ihnen manchmal Probleme. "Der Nachhaltigkeitsaspekt überzeugt aber fast jeden zu probieren", sagt Mathias Rasch.
Alternative mit wenig Energieaufwand
Neben dem sehr geringen Energieaufwand bei der Zucht ist ein ganz entscheidender Vorteil von Insekten, dass sie sich im Ganzen verzehren lassen. Nichts landet im Müll, wie bei der Fleischproduktion. "Es gibt in Europa eigentlich nur drei große Sorten die angebaut werden, das sind Mehlwürmer, Heuschrecken und Grillen", so Josef Hirte.
Der Verkauf von Insekten ist in Deutschland aber noch nicht zugelassen – es ist eine Grauzone, weil sie nicht als Lebensmittel zertifiziert sind. Das soll sich nächsten Jahr ändern.
"Mehlwürmer haben uns nicht geschmeckt, Heuschrecken sind ein bisschen teurer und schwieriger zu halten. So ist die Grille übrig geblieben. Die fanden wir auch am leckersten."
In ihrem Berufsleben hatten die beiden vorher gar nichts mit Kochen oder der Gastronomie zu tun. Ein Artikel der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, war der Auslöser für ihr Interesse an den Insekten. Darin heißt es, dass wir uns in Mitteleuropa an Nahrungsmittel aus Insekten gewöhnen sollten.
Ihre Grillen futtern Getreide, Obst und Gemüse und kommen ohne Medikamente aus. Sie haben also das Zeug zur Biogrille, aber eben noch ohne Siegel. Die Grillen sind drei Wochen alt, wenn sie getrocknet aus Holland bei Wicket Chricket ankommen. In Deutschland gibt es noch keine Farm, die für den Verzehr produziert.
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