Nathalie Gleitman lebt mit Histaminintoleranz:"Ich wurde immer experimentierfreudiger"
Zwischendurch mal schnell ein Stück Pizza, abends einen Rotwein - für Nathalie ist das Tabu. Sie leidet seit drei Jahren an einer Laktose- und Histaminintoleranz. Aus der Not hat sie eine Tugend gemacht und eigene Rezepte entwickelt.
"Clean Eating" liegt im Trend, und der Trend besagt: alles so frisch und natürlich wie möglich. Zusatzstoffe sind unerwünscht - gerade für Leute mit Lebensmittelunverträglichkeiten ist das wichtig, denn sie müssen genau darauf achten, was sie essen. Sonst geht es ihnen schlecht.
So ist das auch bei Nathalie Gleitman. Wie aus dem Nichts hat sie plötzlich bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertragen. Nach einer langen Ärzte-Odyssee stand die Diagnose 2014 fest: Laktose- und Histaminintoleranz, später kam noch Gluten-Unverträglichkeit hinzu. Seitdem achtet Nathalie nicht nur auf Frische, sondern auch ganz genau darauf, was auf ihrem Teller landet.
"Wenn ich weiß, ich habe eine stressige Woche vor mir, dann mache ich mir ein paar Snacks am Wochenende und bin dann ausgestattet für die ganze Woche."
Vorbereitung ist alles
Ihr Tipp lautet: Snacks vorbereiten und auf Reisen immer etwas dabei haben. Nathalie ist ein sehr disziplinierter Typ. So fällt ihr das nicht ganz so schwer.
Kein Leben ohne Kekse
Um zu verstehen, was sie essen kann, hat Nathalie sehr lange gebraucht. Das war ein frustrierender Prozess, erzählt sie. Nach und nach hat sie dann eigene Rezepte entwickelt. Ihre erste Motivation: Kekse müssen sein!
Ihre Rezepte, die sie in einem Buch und auf ihrem Blog Nathalie's Cuisine veröffentlicht, helfen ihr heute dabei, gut durch den Tag zu kommen.
"Es hieß, ich darf Frischkäse essen. Ich habe mir dann laktosefreien Frischkäse gekauft, da waren aber so viele Zusatzstoffe drin, dass ich trotzdem Symptome hatte."
Was ist eine Histaminunverträglichkeit?
Histamin ist ein Botenstoff. "Dieser Botenstoff ist zuständig für alle möglichen Dinge, die sich im Körper abspielen, den Verdauungszyklus, den Schlaf-Wach-Rhythmus und mehr", erklärt Nathalie. Histamin kommt natürlicher Weise im Körper vor, wird aber auch durch die Nahrung aufgenommen. Viele Lebensmittel enthalten Histamin - und im Unterschied zur Gluten- oder Laktoseintoleranz gehören diese Lebensmittel nicht einer einzigen Lebensmittelgruppe wie Weizen oder Milch an. Ob und wie viel Histamin in Lebensmitteln enthalten ist, hängt auch davon ab, wie frisch die Lebensmittel sind: Gereifte Lebensmittel enthalten mehr Histamin.
Diese Lebensmittel enthalten Histamin:
- Tomate, Aubergine, Avocado, Spinat
- Salami, geräucherte Lebensmittel
- Hartkäse
- Schokolade
- Soja
- Sauerkraut
- Bier, Wein
"Dann gibt es noch Lebensmittel, die den Körper veranlassen, Histamin auszuschütten: Zitrusfrüchte beispielsweise."
Ihre Rezepte teilen
Nun konzentriert sich Nathalie auf die Lebensmittel, die sie essen darf, und davon gibt es zum Glück eine Menge: viele Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Melonen, Brokkoli, Möhren oder Spargel gehören dazu. Auch Kartoffeln, frischer Fisch oder Hühnchen, Quinoa oder Cornflakes stehen auf Nathalies Speiseplan. Sie vermeidet außerdem Stress oder Schlafmangel, so gut es eben geht. Denn auf Symptome wie Magenprobleme, Kopfschmerzen, Schwindel und mehr kann sie gut verzichten.
"Dass eine Verbindung besteht zwischen Ernährung und Wohlbefinden, das war mir vorher nicht bewusst."
Übrigens: Auch Nathalie ist nicht perfekt. Ab und an erlaubt sie sich einen "Ausrutscher", wie sie es nennt: Weil sie ihren Histamin-Spiegel konsequent niedrig hält, haut es sie nicht gleich aus der Fassung, wenn sie sich mal einen Weißwein oder - ihren Favoriten - einen Wodka-Soda gönnt.
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