Lauf-Sisters"Wir haben nie aufgegeben. Nie."
Zwei Schwestern fangen mit 40 Jahren an zu laufen. Auf die Frage "Warum nicht noch weiter?" finden sie nie eine Antwort. Und so laufen sie bei den härtesten Wettkämpfen der Welt mit. Sie gewinnen viel, stellen Rekorde auf. Aufgeben war niemals eine Option. Und doch konnten sie irgendwann nicht mehr weiter laufen.
Wenn es ein Dutzend Menschen auf der Erde gibt, die mit dem Begriff Laufen in Verbindung gebracht werden, dann gehören die US-amerikanischen Zwillingsschwestern Angelika Drake und Barbara Warren definitiv dazu. Sie sind sehr viel gelaufen. Weite Strecken, sehr weite. Hatten Verletzungen, haben sich übergeben, haben Zehennägel verloren, fühlten sich elend. Sie liefen einfach immer weiter.
"Das hat nichts zu tun mit Happiness, Happiness ist viel zu shallow, viel zu oberflächlich."
Und sie gewannen alles, was es zu gewinnen gab. Sie halten den Rekord im 233 Kilometer langen Endurance Race, im kanadischen Iron-Man und im Ultra-Man auf Hawaii. Im Alter von 60 waren sie immer noch schneller als manche durchtrainierten 20-jährige. Angelika ist heute 72.
Angelika und Barbara wachsen in Österreich auf. Mit 18 verlassen die Zwillinge ihre Heimat in Sankt Johann, um herauszufinden, wie die Welt hinter den Tiroler Bergen aussieht. Sie studieren erst in Florenz und gehen dann nach Mexiko.
Die zwei Heidis aus Österreich
Sie beschließen, Models zu werden. Und auch weil sie eineiige Zwillinge sind, klappt das in Mexiko und den USA direkt ziemlich gut. Sie tauchen auf den Covers von Modezeitschriften auf und werden bekannt als "die zwei Heidis aus Österreich".
Ende der 70er Jahre beginnt in Kalifornien der Fitness-Boom. Die Zwillinge sind fasziniert und fangen an zu laufen. Mit Anfang 40 bestreitet Barbara ihr erstes Rennen, einen Zehn-Kilometer-Lauf. Wenig später kauft sich auch Angelika Joggingschuhe.
"Und dann haben wir halt angefangen mit zehn Kilometern, dann ein Marathon und dann gleich den nächsten und dann gleich 50 Meilen. Da ist nichts Besonderes dran eigentlich. Es gibt Leute, die sind dazu geboren, immer mehr zu machen."
Im Sommer 1988 nehmen die Schwestern am "Pacific Crest Trail" in Kalifornien teil, einem 80-Kilometer-Lauf in den Bergen. Während des Rennens müssen sie mehrmals kotzen, liegen brechend im Staub. Sie stehen auf, machen weiter und gewinnen das Rennen.
Sie machen weiter, sie machen immer weiter. Bis zu dem Tag, an dem Barbara alleine an einem Rennen teilnimmt. Angelika geht es nicht gut, sie wartet am Ziel auf ihre Schwester. Doch sie kommt nie an. Es ist das letzte Rennen für Barbara, die wegen eines Genickbruchs bald stirbt. Und ihre Schwester läuft ab sofort auch nicht mehr.